Konzert mit der Elblandphilharmonie in Meißen
Beethovens Tripelkonzert, Brahms‘ vierte Sinfonie, dazu eine des Jubilares Carl Philipp Emanuel Bach – mit diesem Programm war die Elblandphilharmonie in den letzten Tagen unter anderem in Radebeul und Riesa unterwegs. Das Eröffnungskonzert in der Pirnaer Marienkirche am vergangenen Donnerstag muß sehr schön gewesen sein, am Freitag wurde das Programm in Meißen wiederholt.
Es war die letzte »ausgelagerte« Veranstaltung, welche in der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung stattfand, bevor am 1. Mai das Theater endlich wieder seiner Bestimmung nach genutzt werden kann. Natürlich sind die akustischen Verhältnisse in dieser Halle mehr als dürftig und stehen gerade bei solch einem klangschönen Programm demselben (Klang) eher entgegen (einen Nachhall gibt es praktisch nicht). Auf der anderen Seite muß man natürlich dankbar sein, daß es diese Ausweichmöglichkeit überhaupt gegeben hat und Meißen als Veranstaltungsort nicht gestrichen werden mußte.
So konnte sich gerade die 1. »Hamburger« Sinfonie des zweitältesten Bach-Sohnes wenig entfalten. Vor dem stehend musizierenden kleinen Ensemble spielte Christian Voß auf einem elektronischen Cembalo – eine Anpassungsmaßnahme an den Raum, in den anderen Konzerten konnte auf diese »Stütze« verzichtet werden. Musikalische Empfindsamkeit oder Galanterie war da nur zu erahnen – welche Empfindung hatte Bach hier in Musik umsetzen wollen? Immerhin konnte im finalen »Presto« Galanterie teilweise hervortreten. (Die anderen Spielorte dürften diesem Stück mehr entgegengekommen sein.)
Für Beethovens berühmtes Konzert in C-Dur für Klaviertrio und Orchester hatte man mit Sayako Kusaka, Peter Bruns und Mirella Petrova drei Solisten eingeladen, die dem Orchester (bzw. dem der Landesbühnen) zum Teil schon länger verbunden und mehrfach Gast gewesen sind. Sie bildet ein äußerst musikalisches und aufeinander eingerichtetes Trio, dessen Vortrag hinsichtlich Harmonie und Ausdruck kaum Wünsche offenließ. Christian Voß begegnete den akustischen Raumverhältnissen mit zurückgenommenem Ton und war auf diese Weise ein sensibler Begleiter. Ungewöhnlich wenig Lautstärke sorgte hier für mehr Verständlichkeit, Peter Bruns‘ sanfter Celloton wurde da nicht verwischt oder übertönt, sondern immer akustischer Mittelpunkt. Sayako Kusaka blieb stets glasklar, der Klang ihrer Violine war mitunter jedoch ein wenig hart. Insgesamt standen sich Solisten und Orchester weniger gegenüber, sondern entsprachen wohltuend dem Sinfonia-Concertante-Gedanken. Dynamische Passagen und Crescendi ließ GMD Voß dagegen besonders scharf hervortreten.
Ohne den bei Beethoven so gewinnend eingesetzten kammermusikalischen Gedanken hatte es die vierte Sinfonie Johannes Brahms‘ natürlich schwerer, eine Wirkung zu erreichen, wobei allerdings auch hier der Gedanke, durch Zurücknahme der Lautstärke mehr sinfonische Präsenz zu erreichen (und von ein paar Unreinheiten in den Bläsern abgesehen), über weite Strecken sehr gut trug. Und auch hier sorgte Voß für einzelne dynamische »Knalleffekte«, doch ohne Nachklang fehlt dem Stück ein guter Teil seiner Wirkung.
Freuen wir uns also auf die kommenden Konzerte in alter Umgebung! Bis dahin gibt es noch zwei Gelegenheiten, das »Tönende Formen«-Programm zu erleben: Am 3. Mai wird es im Kulturzentrum Schloß Großenhain aufgeführt, und schon heute erfolgt die Übertragung einer Aufzeichnung auf mdr figaro.
29. April, Wolfram Quellmalz