Epilog der Tschechisch-Deutschen Kulturtage
Projekte, die von Erträgen aus einem Stiftungskapital abhängig sind, werden durch die gegenwärtige Situation der Zinslosigkeit arg gebremst. Davon ist auch die Brücke/Most-Stiftung betroffen, die bereits ihren Sitz (Brücke-Villa) aufgeben und den Umfang der Tätigkeiten einschränken mußte (DNN berichteten). Auch die Fortführung der Tschechisch-Deutschen Kulturtage nach 2017 ist unklar. Zwar gibt es Zusagen für eine Beteiligung, eine Einigung zwischen den Partnern über die Form der Fortsetzung steht trotz bereits stattgefundener Gespräche aber noch aus. Ob das Konzert mit der Nordböhmischen Philharmonie Teplice in der Hochschule für Musik im kommenden Jahr noch zu den Kulturtagen zählt, ist daher offen, stattfinden soll es jedoch auf jeden Fall. Die Kooperation der Hochschule mit der Brücke/Most-Stiftung und dem DAAD bleibt bestehen, wie jene mit anderen Orchestern, die den Konzertsaal regelmäßig besuchen.
Gleiches gilt für die Förderung von Studenten mit Stipendien (vier pro Studienjahr). In den letzten Jahren haben übrigens alle Stipendiaten, wie Prof. Köser, Vorstandsvorsitzender der Brücke/Most-Stiftung, stolz sagen konnte, den Weg ins Berufsleben gefunden. Gleich drei präsentierten sich am Mittwochabend im ersten Konzertteil: Josef Viček (Violine), Judita Škodová (Violoncello) und Peter Naryshkin (Klavier) traten als Solisten bzw. Trio in Ludwig van Beethovens »Tripelkonzert« auf. Mit Bässen und Violoncelli begann das Konzert gemächlich, doch nach den ersten Takten erweckte Dirigent Ekkehard Klemm den »schlafenden Riesen«, der fortan mit großer Munterkeit durchs Orchester tanzte, allerdings im Verhältnis zum Solistentrio manchmal auch etwas übermächtig.
Vor allem den Solostreichern hat Beethoven anspruchsvolle Passagen geschenkt, die Josef Viček und Judita Škodová genußvoll ausformulierten, die Cellistin betörte immer wieder mit großer Kantabilität, etwa in der Überleitung zum dritten Satz. Den Klavierpart hatte der Komponist dagegen (wohl mit Blick auf seinen Schüler Erzherzog Rudolf) einfacher gehalten, doch bedeutet das nicht, daß man ihn vernachlässigen könnte. Peter Narishkin fand in gerade der Begleitung subtile Klangfarben.
Kristýna Sedláková (geborene Landová) ist als Stipendiatin dem Publikum lange vertraut, nicht zuletzt durch die Konzerte in der Brücke-Villa, die noch bis zum Frühjahr des Jahres stattgefunden haben. Mittlerweile Alumna (Klasse Stéphane Réty) war sie Solistin in Jan Nováks »Choreae vernales« (»Frühlingstanz«) und überzeugte mit stupender Beherrschung ihres Instruments. Für das dreisätzige Stück hatte Ilya Ram das Dirigentenpult übernommen, in Antonín Dvořáks »Zjatý Kolovrat« (»Das goldene Spinnrad«) folgte ihm Shinae Lee (beide Klasse Ekkehard Klemm). Die sinfonischen Dichtungen oder Märchenbilder entfachten beide mit großer Lebendigkeit.
Kristýna Sedláková ließ den Frühling zunächst ganz »unzeitgemäß« mit großer Leichtigkeit erblühen. Neben Soli von Harfe und Celesta war auch der Orchesterklang von großer Feinheit und behielt mit gezupften Saiten oder geschlagenen Bögen viel vom ursprünglichen Charakter des Stückes (Erstfassung für Flöte und Gitarre). Mit noch reicherer Instrumentierung war »Das goldene Spinnrad« ein mitreißender Schlußpunkt. Shinae Lee gelang es, die üppigen Farben nicht verwischen zu lassen – trotz großer Bläserbesetzung. Das triumphale Ende konnte die junge Dirigentin durchaus für sich verbuchen.
23. November 2017, Wolfram Quellmalz