Schüler musizierten mit barockem Verständnis
Die Dresdner Hofmusik e. V. trägt seit vielen Jahren zur Musikpflege in Dresden bei. Im Mittelpunkt stehen dabei die Werke aus den Anfangsjahr(hundert)en der Dresdner Hofkapelle. Außer den Konzerten in verschiedenen Kirchen und der musikalischen Wiederbelebung der Schloßkapelle zeugen auch Kooperationen wie mit dem Jugendsinfonieorchester des Heinrich-Schütz-Musikkonservatoriums Dresden von dieser Arbeit. Am Freitagabend luden die jungen Musikerinnen und Musiker wieder zu einem Familienkonzert ins Landhaus. Der Untertitel »Dresdner Meisterschaft« sollte sich noch als mehrdeutig erweisen, zunächst ging es jedoch um Werke, die einen Bezug zu Dresden haben, weil sie zum Beispiel in Abschriften in der Landesbibliothek erhalten sind.
Die Basis für barocke Orchesterwerke sind meist die Streichergruppen, während Bläser als Solisten in Erscheinung treten – oder schweigen. Diese »Zurücksetzung« ist jedoch nicht ganz zutreffend, denn es gab damals ebenso Stadtpfeifer und Bläserensemble (meist Oboen), die zu festlichen Anlässen aufspielten, oft im Freien. Und so fand sich zu Beginn des Konzertes eine Gruppe mit Hörnern, Oboen und Fagott für eine anonym überlieferte Ouverture (oder Sinfonia) in F-Dur zusammen, die mit Bravour durch die Sätze eilten, Harmoniemusik mit Jagdkolorit versahen und hier schon mit blitzsauberen Ansätzen beeindruckten – es sollte nicht zum letzten Mal an diesem Abend sein.
Nicht ganz »dresdnerisch«, aber passend, folgte Antonio Vivaldis Konzert für zwei Violoncelli und Orchester in g-Moll (RV 531). Zwar ist das Werk nicht in den hiesigen Beständen überliefert, die Verbindung Vivaldi-Pisendel legt Bekanntschaft und Verwandtschaft jedoch nahe. Carmina Glöckler und Clara Jung fochten einen musikalischen Widerstreit aus, der zweite Satz wiederum war ein süffiger kammermusikalischer Gesang der beiden Celli in Begleitung des Cembalos (Milko Kersten), und auch im flinken dritten waren die beiden Solistinnen eng verbunden. So mag es vielleicht um 1710 in Venedig auch gewesen sein – Vivaldi schrieb viele seiner Werke für das Ospedale della Pietà, eine Mädchenschule.
Die »Dresdner Meisterschaft« bekam anschließend noch eine weitere Dimension, denn Leiter Milko Kersten, der das Konzert auch moderierte, konnte stolz verkünden, daß Frederick Gamberger, der Solist des folgenden Stückes, am Nachmittag noch den Landeswettbewerb von Jugend musiziert erfolgreich bestanden hatte – das hatte man bei der Planung des Konzertes noch gar nicht absehen können. In Johann Gottlieb Grauns Concerto in C-Dur bewies der junge Fagottist, daß ihm die Luft noch lange nicht ausgegangen war. Nicht nur mit virtuosen Läufen beeindruckte er, sondern auch mit weichem Ansatz und tief gesanglichem Ton.
Zum Schluß gab es noch eine weitere musikalische Perle: In Johann David Heinichens Serenata »di Moritzburg« vereinigten sich alle Streicher und Bläser. Noch einmal konnte man staunen, wie piekfein und sauber gerade die Hörner (Gustav Friedlaender und Daniel Schimmer) klangen – Bravo!
11. März 2018, Wolfram Quellmalz
Im nächsten Konzert der Dresdner Hofmusik präsentiert das Dresdner Barockorchester am 26. Mai in der Annenkirche Werke aus dem Schranck No. II.