Frisch und launig

Neujahrskonzert an der Dresdner Musikhochschule

Von Rußland nach Wien ging es am Wochenende im Neujahrskonzert der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Eingeladen hatte nicht nur das Hochschulsinfonieorchester, sondern auch Wolfgang Hentrich, Konzertmeister der Dresdner Philharmonie, der hier als Dirigent und Solist auftrat und für einige Unterstützung der Streicher aus den Reihen des Philharmonischen Kammerorchesters gesorgt hatte. So reichlich sitzt das Orchester selten im Konzertsaal der Musikhochschule – das war nicht nur üppig, sondern im Grunde schon ein wenig zu viel. Franz von Suppés Overtüre zur Operette »Leichte Kavallerie« wartete gleich mit dem ganzen Blechbläserapparat auf, doch so viel war es dann gar nicht, zumindest ließ sich das hörbare Plus durchaus dem kavalleristischen Charakter zuordnen.

Knallen und schnalzen darf es ohnehin im Neujahrskonzert, ob Pferdepeitsche, Schlittenkufen, Feuerwerk oder Champagnerkorken – hier wurde alles geboten. Wolfgang Hentrich moderierte das Programm und führte die Zuhörer auf den Weg, den Johann Strauß (Sohn) mehrfach beschritten hatte: von Wien nach Pawlowsk (bzw. zurück). Strauß hatte sich damals anregen lassen und viele Stücke geschrieben, von denen der »Russische Marsch« Opus 426 erklang.

Ein reines Walzerprogramm war es dennoch nicht, wie Ausschnitte aus Balletten Peter Tschaikowskys und Aram Chatschaturjans zeigten. So blieb neben bekanntem auch Platz für weniger geläufige Werke: Dmitriy Volodin (Klasse Emil Rovner) lotete zwei Sätze aus Karl Juljewitsch Dawidows Konzert für Violoncello und Orchester romantisch-elegisch aus, beschwor das Allegretto immer singender und schließlich virtuos – Klasse!

Nicht nur Können zählt, manchmal muß man auch besonders musikantisch spielen oder komödiantische Elemente einbringen: Konzertmeister Josef Vlček (Klasse Natalja Prischepenko) fand in der Melodie aus Peter Tschaikowskys »Panorama« (aus »Dornröschen«) nur scheinbar kein Ende…

Humor verlangt oft eine straffe Organisation. Und so waren Übergänge und Überleitungen wichtig. Manche Stücke schloß Wolfgang Hentrich direkt an, wie Julius Fučiks »Donausagen«, der unmittelbar einer Fassung von Claude Debussys »Clair de lune« für Harfe (Anna-Maria Forster, Klasse Nora Koch) und Violine (Wolfgang Hentrich) folgte.

Und modern werden durfte es dann auch noch, mit der Uraufführung (am Sonnabend) von Christian Mietkes »Palm Tree and Peony«. Der Titel bezieht sich nicht direkt auf Palmen und Pfingstrosen, sondern auf die nach ihnen benannten Feuerwerksfiguren. Und die hat der Komponist durchaus treffend umgesetzt. Die Aufführung durch das Hochschulsinfonieorchester gelang jedenfalls spritzig und kam auch am Sonntag beim Publikum an.

Am Ende mußte natürlich der »Donauwalzer« erklingen sowie (als Zugabe) der Radetzky-Marsch. Die erste Zugabe kam von einem, der mittlerweile auch nicht mehr zu den unbekannten zählt, weil er schon öfter im Programm der Philharmonie gestanden hat: Hans Christian Lumbye (sein »Kopenhagener Dampfeisenbahngalopp« ist heute wieder recht bekannt) mit dem Champagnergallopp. Allerdings hatten die Künstler nur kleine Piccolofläschchen bekommen, die sich partout nicht öffnen ließen… 😉

7. Januar 2019, Wolfram Quellmalz

Schreiben Sie einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Verbinde mit %s