Auftakt: Lied-Gut in Graupa

Richard-Wagner-Stätten Graupa starten ins neue Jahr

Am Sonntag begrüßte die Lied-Klasse der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden das neue Jahr im Jagdschloß Graupa. »Lied-Gut« hieß es so auch wieder, wozu sich fünf Sänger unterschiedlicher Studienjahre eingefunden hatten. Manche von ihnen sind Musikfreunden längst bekannt, wie Jussi Juola, Friederike Beykirch oder Nanora Büttiker. Ob in Kantatenaufführungen, Opernproduktionen oder als Solisten – das Programm ist vielfältig. Auch wenn sich später vielleicht besondere Schwerpunkte ergeben können, werden diese so früh noch nicht gesucht oder gar festgelegt. Oder, wie Olaf Bär, Leiter der Liedklasse, es sagt: es gibt nicht Lied- und Opernsänger, es gibt nur Sänger.

Und für die sind Lieder eine wichtige Gattung. Diesmal standen Robert und Clara Schumann im Mittelpunkt des Programms, das aber auch drei der phantastischen Lieder Claude Debussys enthielt und mit dem „Exoten“ Franz Schreker aufwartete.

Mit Fünf Gesängen Opus 71 des Schumann-Freundes Johannes Brahms begann Florian Neubauer (Begleitung: Yulia Kosenkova) den Nachmittag frohgemut und stürmisch (»Es liebt sich so lieblich im Lenze«), Jussi Juola (Begleitung: Eunhye Kang) legte danach in Auszügen aus Schumanns »Liederkreis« dunkle, düstere Farben offen – eine Schattierung, die noch mehrfach wiederkehren sollte. »Ich wandle unter Bäumen« gab der Baßbariton die Wehmut eines Winterwanderers, »Schöne Wiege meiner Leiden« sieht am Ende schon das (wohl aber noch ferne) »kühle Grab«. Jussi Juola kann auf eine große Stimme vertrauen, was ihm gerade beim Lied eben auch Ruhe verleiht. So fand er für Schumanns »Myrthen« später im Programm ebenso viel Kernig- wie Zärtlichkeit. Sein »Amen« in den »Talismanen« (nach Goethe) war ein sehr innig beschließendes, jenes im »Nach der Geburt ihres Sohnes« lastete dagegen schwer. Alexandra Chebotar (Begleitung: Madoku Ito) verfügt über einen dramatischen Sopran, mit dem sie die »Gedichte der Maria Stuart« (Schumann) emotional charakterisierte, wobei ihr die starken (schweren) Gefühle besser gelangen als die leichten, zarten.

Auch wenn Franz Schrekers Lieder »Auf den Tod eines Kindes« (naheliegend) schwer und düster ausfallen, so waren sie eine ungeheure Bereicherung! Nanora Büttiker fühlte den schmerzvollen Texten nach, die beklommen machen konnten. Ein »düsterer Nachmittag« war es dennoch nicht, sondern vielmehr eine dramaturgisch reizvolle Zusammenstellung. Zudem gab es immer wieder erfrischende, aufhellende Lieder, wie Claude Debussys »Trois mélodies de Verlaine«, Vertonungen von Gedichten Paul Verlaines, in denen Nanora Büttiker ihr Vermögen zur lichtvollen, farbigen Ausgestaltung bewies. Wenn sie das Meer wogen ließ (»Das Meer ist schöner«) und in »Die Reihen der Hecken« ein pittoreskes Sommerbild wob, war daran nicht weniger ihre Begleiterin Eunji Lee beteiligt – alle Pianistinnen des Konzertes sind an der Musikhochschule ausgebildet worden, einige dort mittlerweile als Dozentinnen tätig.

Für einen beschwingten Ausklang sorgten Jussi Juola und Friederike Beykirch in zwei Duetten Robert Schumanns. Die Sopranistin hatte zuvor schon mit Clara (»Am Strande«, »Liebeszauber«) und Robert Schumann (»Sehnsucht«) dem Tableau frohe, helle und süße Töne hinzugefügt und mit Hingabe aus den »Myrthen« rezitiert. Mit den Schumann’schen Frühlingsversprechen war der Ausblick schließlich versöhnlich.

14. Januar 2018, Wolfram Quellmalz

Der 200. Geburtstag Clara Schumanns wird sich auch im Jahresprogramm der Richard-Wagner-Stätten niederschlagen. Neben drei Konzerten wird es eine Sonderausstellung geben, in der sich Clara und Minna Wagner gegenüberstehen, die sich in Dresden tatsächlich einige Male begegnet sind.

nächste Veranstaltung in Graupa: 27. Januar, 15:00 Uhr, Wagner für Kinder (»Der fliegende Holländer«)

nächstes Konzert der Lied-Klasse: 20. Januar, 15:00 Uhr, »Aus Erlkönigs Reich«, Carl-Maria-von-Weber-Museum Hosterwitz

weitere Informationen: www.wagnerstaetten.de sowie www.hfmdd.de

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