Dresdner Kammerorchester feiert im Kraftwerk Mitte
Seit nunmehr 20 Jahren gibt es den Concentus Vocum mittlerweile, ein Zusammenschluß von »Nichtberufsmusikern«. Talentiert und ambitioniert sind sie allemal, wie man regelmäßig hören kann. Und auch Jan Arvid Prée, der Leiter und einzige Profi unter den Musikern, wird bezeugt, zu den wöchentlichen Proben stets optimistisch zu kommen.
Der Optimismus ist berechtigt, denn an Farbigkeit und Spielfreude mangelt es dem Orchester nicht. Das zwanzigste Jubiläum feierte es gestern in der Kunsthalle des Kraftwerkes Mitte in Dresden. Sonst erobert der Concentus Vocum gerne kleine Räume oder Kirchen, aus denen die Musik schon verschwunden scheint, und bringt sie dorthin zurück. Im Erzgebirge und in der Lausitz kann man das Orchester antreffen, aber Gastspiele führten es schon (fast) ins ganze Bundesgebiet.
Vor allem Ouvertüren und Sinfonien (bzw. Sinfoniae) standen gestern auf dem Programmzettel, wobei Johann Adolph Hasse am Vortag seines 320. Geburtstages mit zwei Opernouvertüren den Rahmen vorgab. Von Lebendigkeit und Freude zeugte nicht nur das Musizieren allein, beides war (und ist auch stets) bereits im Programm angelegt, das durchaus gerne unbekanntes zutage fördert. »Rendezvous baroque« hieß es diesmal, erneut war die Programmatik sinnreich und erfrischend – Altes neu entdecken fiel da leicht.
Besondere Belebung erfuhr der Nachmittag durch die Gegenüberstellung zweier Sätze aus Richard Strauss‘ Suite zur Oper »Der Bürger als Edelmann« und dem Original, auf das auch Strauss sich bezogen hat: Jean-Baptiste Lully hatte gute 300 Jahre früher Molières Komödie auf die Bühne gebracht. Seine zauberische Suite gehört zu jenen Werken, die man – da selten gespielt – quasi als »unerhört« bezeichnen kann.
Unerhört sollte der Concentus Vocum nicht sein. Gestern war er es nicht, künftig wird sich das hoffentlich nicht ändern. Entdecken Sie ihn vielleicht in ihrer Nähe? Die nächsten Konzerte gibt es am 31. Mai in der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde Zeitz und am 1. Juni in der Kirche Gera-Untermhaus.
25. März 2019, Wolfram Quellmalz
weitere Information unter: http://www.concentus-vocum.de/