Auch die Dresdner Musikfestspiele gibt es in diesem Jahr nur virtuell
Seit 1978 haben sechs Intendanten den Dresdner Musikfestspielen teilweise sehr unterschiedliche Profile verliehen und sie zu immer neuen Höhepunkten geführt. Trotz künstlerisch interessanter, hochwertiger Programme stand ihre Existenz zwischenzeitlich schon einmal auf dem Spiel, doch in den letzten Jahren sind die DMF unter der Leitung von Jan Vogler stetig und stabil gewachsen. Mittlerweile ist das »xxl-Format« (einen ganzen Monat plus einen Tag lang statt etwa drei Wochen) der Standard. Oder er war es, denn in diesem Jahr mußten auch die DMF abgesagt werden.
Tiefe Einschnitte zeichneten sich schon zu Beginn der Corona-Pandemie ab, denn viele der eingeladenen Künstler sind von den Reiseeinschränkungen betroffen. Das New York Philharmonic Orchestra zum Beispiel, das heute im Eröffnungskonzert spielen sollte, sagte bereits frühzeitig seine Gastspielreise nach Europa ab. Da hofften der Veranstalter und viele Musikfreunde noch, mit Programmänderungen oder -kürzungen etwas zu retten (bzw. einen Teil der DMF trotzdem zu realisieren). Indes – es war nicht möglich.
Die roten Kastanien in Dresden blühen in diesem Jahr ohne musikalische Begleitung, Photos: NMB
So blühen in diesem Jahr die roten Kastanien, von denen so viele Bäume in Dresden ihre Korallenblätter ausstreuen, einmal ohne das Musikfest – für uns war in vielen Jahren das eine stets mit dem anderen verbunden – hoffentlich wird es 2021 wieder so sein!
Einen musikalischen Dauergruß, an dem sich Künstlerinnen und Künstler der DMF beteiligen, gibt es dennoch: Am Sonnabend (16. Mai) startet 18:00 Uhr ein 24-Stunden-Livestream-Festival. »Music Never Sleeps DMF« heißt es dann in Kooperation mit »Music Never Sleeps NYC«, beides wurde von Jan Vogler initiiert.
Rund 50 Künstler wollen sich an dem Konzert beteiligen und sich gegenseitig den Staffelstab übergeben. Zu ihnen zählen Fabio Luisi, Omer Meir Wellber, Nils Landgren, Simone Kermes, Francesco Tristano, Valer Sabadus, Avi Avital, James Ehnes, Mischa Maisky, José Cura und Gil Shaham, die sich aus dem eigenen Heim oder Probenraum zuschalten. Zusätzlich gibt es Ausschnitte aus den Programmen des letzten Jahres mit Ivor Bolton und dem Dresdner Festspielorchester sowie Valery Gergiev und dem Orchester des Mariinsky Theaters. Jan Vogler wird den Marathon gemeinsam mit Ute Lemper moderieren.
»Es ist gerade in Krisenzeiten enorm wichtig, daß wir an unser Publikum, unsere Künstler und Partner wie die Stadt Dresden, den Freistaat Sachsen sowie unsere Sponsoren denken, und gemeinsam mit ihnen die Dresdner Musikfestspiele 2020 zumindest für 24 Stunden intensiv feiern«, sagt Jan Vogler.
Das Streaming-Konzert kann über die Seite der DMF sowie über deren Facebook– und YouTube-Kanal empfangen werden. Weitere Informationen unter:
https://www.musikfestspiele.com/
12. Mai 2020, Wolfram Quellmalz
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