Goldverzierung und Goldriesling

Moritzburg Festival Akademie begeistert auch in diesem Jahr

Nach zwei Jahrgängen mit eingeschränkten Möglichkeiten war die Moritzburg Festival Akademie wieder in voller Besetzung da – 39 Studentinnen und Studenten (bei um die 600 Bewerbungen) gehörten in diesem Jahr dazu. Sie kamen aus achtzehn verschiedenen Ländern und 28 Hochschulen von Mannheim bis Manhattan – man staunt, wieviel es allein in New York gibt.

Schattenspiele: das Picknick begann mit den Musikern im Grünen, da auf der Bühne noch zu viel Sonne war. Die alten Instrumente hätten dies übelgenommen. Photo: NMB

Nach der »Langen Nacht« in der vergangenen Woche trat die Akademie am Wochenende gleich doppelt auf: am Sonnabend in der Frauenkirche in Orchesterstärke, am Sonntagvormittag gab es das traditionelle Proschwitzer Picknick, das die »Lange Nacht« in mancher Hinsicht noch einmal übertraf.

In der Frauenkirche standen Johannes Brahms‘ Konzert für Violine & Orchester D-Dur und Ludwig van Beethovens siebente Sinfonie auf dem Programm. Sehr bedauerlich und im Klang unkomfortabel war jedoch, daß das Orchester gänzlich im Altarraum verschwand. Ein Eindruck der Ferne und fehlender Unmittelbarkeit stellte sich ein, wie man es »von früher« kennt – das Haus hat den Fehler an sich mittlerweile korrigiert und präsentiert die eigenen Veranstaltungen fast immer zentral im Kirchenschiff. So schien das Orchester manchmal wie in zwei Teilen (Bläser weit hinten, Violinen vorne viel präsenter), auch verwischte zum Beispiel der Klang in Beethovens Presto und Allegro con brio, ohne daß man dem Chefdirigenten Josep Caballé Domenech den Vorwurf hätte machen können, sein Tempo wäre zu hoch gewesen.

Bemerkenswert blieben aber die Verbundenheit und das gegenseitige Vertrauen mit der Solistin Midori sowie die immer wieder aus dem Hintergrund blinkenden und antwortenden Bläsersoli (vor allem Flöte). Midori bedankte sich für den reichen Applaus schließlich mit einer Sarabande Johann Sebastian Bachs, das Orchester setzte mit der Ouverture »Il Signor Bruschino« von Gioachino Rossini eine »leicht geschlagene« und luftige Zugabe obendrauf.

Zum Picknick versammelten sich dann noch einmal die Kammerensemble, jedoch in einem gegenüber dem Mittwoch zuvor (»Lange Nacht«) variierten Programm. Manche Stücke kamen neu hinzu, andere erklangen in weiteren Sätzen, wie das »Kaiserquartett« von Joseph Haydn, von dem nun auch der berühmte Variationssatz zu hören war. Primaria Liliya Milcheva, nebenbei noch Konzertmeisterin beeindruckte gemeinsam mit und Youngin Jeong (Violine), Brian Isaac (Viola) und Josef Viorel Drăguş (Violoncello) auch noch mit dem ersten Satz aus Felix Mendelssohns Streichquartett Nr. 1. Im Vergleich zum Mittwoch war eine Steigerung zu spüren – kein Einzelfall, der zeigt, daß die Akademisten Potential haben und nicht nur diesen einen Gipfel anstreben.

Eine packende Wiedergabe gelang auch Ayano Kimura und Bilguun Bayartsorgt (Violine), Eden Meyer Khaiat (Viola) und Dale Jeong (Violoncello) mit einem ebenso energiegeladenen wie sorgsam ausgearbeiteten Eingangssatz aus Edvard Griegs Streichquartett Opus 27. Vier der Stücke für Trompete und Vibraphone von Markus Stockhausen mit Felix Mehlinger und Eduardo Machado) oder Carl Nielsens Bläserquintett Opus 43 (Charlotte Kuffer / Flöte, Lev Popov / Oboe, Arabella Purucker / Klarinette, Sophia-Elisabeth Dill / Fagott sowie Zhenjie Ke / Horn) räumten auch anderen Besetzungen ein Podium ein, mit Tango para dos von Rodrigo Escobar (Jon Mendiguchia und Catalina Paredes Castillo / Kontrabaß) wurde das Repertoire noch über die Klassik hinaus gedehnt.

Die Auftritte der Moritzburger Akademie waren damit fürs erste beendet. Eine der Akademistinnen, Marlene Mendl (Klarinette), ist jedoch heute (Mittwoch) noch einmal im Hauptprogramm zu erleben. Und im Oktober schon kommen die jungen Musiker wieder für ein Sonderkonzert im Kulturpalast zusammen. Dann soll auch – rechtzeitig vor Weihnachten – eine CD aufgenommen werden.

15. August 2022, Wolfram Quellmalz

12. Oktober, 20:00 Uhr, Kulturpalast Dresden, Sonderkonzert »Moritzburg für alle« mit der Moritzburg Festival Akademie, Jan Vogler (Violoncello), Mira Wang (Violine), Josep Caballé Domenech

http://www.moritzburgfestival.de

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