Nachtrag: Tschechisch-Deutsche Kulturtage haben begonnen

Stipendiatenkonzert in der Dresdner Musikhochschule

Seit 29. September schon präsentieren die Tschechisch-Deutschen Kulturtage (TDKT) wieder Lesungen, Musik und Theater, Filme, Ausstellungen und noch mehr im Raum Böhmen / Sachsen. Wie immer gehört die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden (HfMDD) zu den Partnern und beteiligte sich am Sonntag mit einem Stipendiatenkonzert. Es waren die Stipendiaten der Brücke|Most-Stiftung, die gleichzeitig auf ihr 25jähriges Bestehen »anstoßen« durfte. Bisher teilte sie sich die Finanzierung der Stipendien mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der sich jedoch im kommenden Jahr zurückziehen wird. Die Finanzierung ist dank des Einspringens des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst dennoch gesichert, konnte Prof. Dr. Helmut Köser, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Brücke|Most-Stiftung, verkünden.

Man darf also gespannt sein, ja man darf sich freuen, was in den kommenden Jahren passieren wird. Vielen der bisherigen Stipendiaten gelang der Schritt ins Berufsleben, zudem wurden Projekte initiiert, Werke wiederentdeckt.

Photos: NMB

Auch das Matinéekonzert bot solch besondere Stücke, wie die Ouvertüre zur Oper »Orfeo e Euridice« denn nicht »Christoph Willibald Gluck« stand auf den Notenbüchern, sondern »Johann Gottlieb Naumann«! Sungjin Kim, der noch zwei weitere Werke dirigieren sollte, machte damit neugierig auf den Rest des Stückes, denn – der positive Schluß der Ouvertüre verriet es bereits – bei Naumann gibt es ein glückliches Ende. Die ganze Oper auf die Bühne zu bringen, übersteigt (derzeit) leider die Ressourcen, doch im November und Dezember wird es zwei halbszenische Aufführungen für Grundschüler geben, welche die Elbland Philharmonie Sachsen präsentiert.

Dieses Jahr war sie das Partnerorchester beim Stipendiatenkonzert, das auf Wolfgang Amadé Mozarts Hornkonzert D-Dur (KV 412, Sungjin Kim und Alumna Daniela Roubíčková) eine Wiederentdeckung folgen ließ: das Konzert für Flöte, Streichorchester, Klavier, Harfe und Schlagzeug von Jindřich Feld zeigte unter der Leitung von Alexander Sidoruk mit dem Solisten Karol Tomášek viel Kolorit – Ravel mochte Schostakowitsch getroffen haben, vor allem aber erzählte das Werk in einer ganz eigenen Idiomatik von Verwerfungen und Umbrüchen, aber auch Hoffnung. Ein Schicksalsmotiv kann Auslöser sein, Mahner, kann prägen, doch eine einzelne Flöte vermag dagegen anzustimmen, kann Hoffnung geben.

Mit Johann Sebastian Bachs Konzert für 2 Violinen und Orchester d-Moll (BWV 1043) durften Tereza Horáková und Michael Foršt von einer der starken Seiten der HfMDD »erzählen«: der Streicherausbildung. Die beiden Solisten gestalteten ihre Rollen ausgeglichen und individuell, blieben dabei aufeinander bezogen (Leitung noch einmal Sungjin Kim).

Für eine sauber ausgearbeitete Läufe, Crescendi und eine effektvolle Darbietung sorgte Yeeun Oh in der »Prager Sinfonie« von Wolfgang Amadé Mozart. Betonungen setzte sie bewußt mit starkem Akzent, verlieh aber auch dem Wechselspiel von Bläsern und Streichern einen besonderen Reiz. Dafür bekam sie nicht nur Applaus von Publikum und Orchester – die Musiker blieben zunächst einmal sitzen, um der Dirigentin ihren Respekt und Dank zu zollen. In Stipendiatenkonzerten erlebt man dies höchst selten!

3. Oktober 2022, Wolfram Quellmalz

Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage finden noch bis 16. Oktober statt. Mehr unter: http://www.tdkt.info

Auch an der Dresdner Musikhochschule gibt es wieder viele Veranstaltungen: http://www.hfmdd.de

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