Mut zur Farbe

Kammersängerin Barbara Hoene zu Gast im Carl-Maria-von-Weber-Museum

Zur zweiten Veranstaltung des Jahres geriet das Carl-Maria-von-Weber-Museum am Sonntag an seine Platzkapazität. Gast der ersten »Plauderstunde«, so der Name des neuen Formats, war KS Barbara Hoene, die – wie immer mit bzw. in Rot gekleidet – den Raum schnell für sich gewann. Oder schon vorab für sich gewonnen hatte, denn im Publikum saßen viele Fans. Die kannten Barbara Hoene und ihren Lebenslauf: in Weimar aufgewachsen, gehörte eine Kinderrolle im »Rosenkavalier« zu den ersten Bühnenerfahrungen, später, als die Familie nach Leipzig umzog, sang Barbara Hoene im Kinderchor. Auch der Vater war Chorsänger, die Mutter hatte dagegen »einen vernünftigen Beruf« (Photolaborantin).

Barbara Hoene im Bild und im Original, links am Klavier: Marlies Jacob, Photo: NMB

Doch nicht nur Gesang, auch der Tanz lag Barbara Hoene am Herzen. Deshalb hatte sie beide Aufnahmeprüfungen absolviert – Gesang und Ballett – und beide bestanden. Der Vater riet zum Gesang  (»das kannst Du länger machen«). Der Bezug zum Tanz war nicht ohne Folgen, denn er fördert das Verständnis für Bewegungsabläufe. Nach dem Studium kam Barbara Hoene nach Dessau, gab 1972 erstmals die Sophie im »Rosenkavalier«. Ab 1973 spielte sie in Dresdenam Großen Haus, 1985 dann gab sie zur Wiedereröffnung der Semperoper erneut die Sophie. Die Ensembles an den Häusern waren damals andere als heute, wurden mehr gepflegt – die Zeiten ändern sich eben. Insofern sagt Barbara Hoene, die Umstände und ihre Lebenserfahrung zusammenfassend: »heute würde ich manches anders machen«. Und: nicht nur Lieblingsrollen habe sie gehabt (Carmen und Tatjana), manches sei auch »großer Quark« gewesen.

Was in Erinnerung bleibt, sind Paraderollen. Die Fiordiligi aus Mozarts »Cosi fan tutte« gehörte dazu, die hatte Barbara Hoene auf deutsch und italienisch »drauf«. Das half ihr nicht nur bei einem Gastspiel in Salzburg, wo man tageweise zwischen den Sprachen wechselte, sondern auch in Helsinki. Dort sprang sie kurzfristig ein und wurde von einem anderen Gastspiel in Leningrad mit dem Auto gebracht! Die Kollegen sangen finnisch, sie deutsch. Und die Inszenierung kannte sie aus Dresden nur zu gut: sie stammte von Harry Kupfer. Mit ihm wie auch mit Joachim Hertz hatte Barbara Hoene oft gearbeitet. Regisseure sind nicht immer einfach, sie wollen gerne ihre Meinung durchsetzen. Dann sagte die Kammersängerin schon einmal »aber mit mir nicht!« Als Wolfgang Wagner die gestandene Sängerin und festes Ensemblemitglied für seine »Meistersinger«-Inszenierung das Quartett allein (!) vorsingen ließ, da brach die Hoene ab. In Dresden wurde sie dann nicht als Eva besetzt, dafür an anderen Häusern.

Gerne denkt Barbara Hoene an manche Dirigenten zurück, solche, die eine Vorstellung auch wirklich leiten konnten. Sir Colin Davis fällt ihr zuerst ein, aber auch an Siegfried Kurz und Rudolf Neuhaus hat sie sehr positive Erinnerungen.

Muntere eineinhalb Stunden dauerte die »Plauderstunde«. Museumsleiterin Dr. Romy Donath moderierte, Korrepetitorin Marlies Jacob begleitete drei Beiträge, darunter Kurt Weills »Nannas Lied« mit neuem Text (»Wo ist der Beifall von gestern abend, der Glanz vom vergangenen Jahr?«) und stellte nebenbei drei Stücke aus einem Notenbuch von Götz Methfessel, erschienen im Musikverlag Bellmann, vor. Lieder und Chansons gibt es noch mehr in diesem Jahr: am 23. Juli kehrt Barbara Hoene mit ihrem Quartett Elbhang-Lerchen und einem heiteren Programm zurück. Dann wohl in den Garten des Hosterwitzer Häuschens. Platzprobleme sind dort nicht zu erwarten, dafür aber eine Einkehr vor oder nach dem Konzert.

In diesem Jahr stehen wieder zahlreiche Konzerte und Programme an den Sonntagnachmittagen auf dem Programm des Museums. Neben Hochschulpodien und Beiträgen zum Elbhangfest gehören immer wieder Liedernachmittage dazu. Im Mai stellt Flötist Eckart Haupt seine (gemalten) »KlangBilder« vor, die große Ausstellung zeigt noch bis Ende April »Ohne Weber kein Wagner«. Ab 28. Mai heißt es dann mit Blick auf Webers »Euryanthe«, die ihren 200. Geburtstag feiert, »Die Schwester(n) des Freischütz«. Für die Zeit danach stehen die Pläne auch schon fest, dann soll der Komponist, Dirigent und Intendant Udo Zimmermann in den Fokus rücken. Es wird die letzte Ausstellung sein, bevor das Museum aus Sanierungsgründen für einige Zeit schließen wird.

13. März 2023, Wolfram Quellmalz

Veranstaltungshinweis: Tagung »Ohne Weber kein Wagner«, 24. und 25. März, Richard-Wagner-Stätten Pirna-Graupa (Kooperationsveranstaltung)

Alle Termine unter:

museen-dresden.de

http://www.wagnerstaetten.de

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