Zurück zu Bach

Kreuzvesper vor dem zweiten Sonntag nach Trinitatis

Vor fast genau 300 Jahren hatte Johann Sebastian Bach die Kantate BWV 76 »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes« geschrieben – es war eine der ersten in seiner Leipziger Amtszeit. Am Sonnabend stand sie im musikalischen Zentrum der Vesper in der Dresdner Kreuzkirche.

Nach dem Einzug wechselte Kreuzorganist Holger Gehrig flugs an die kleine Wegscheider-Orgel, um von hier zunächst das Concerto a-Moll (BWV 593) nach Antonio Vivaldis Concerto a-Moll (RV 522) von Johann Sebastian Bach zu begleiten. An seiner Seite waren diesmal die Dresdner Kapellsolisten, die mit Bach und Vivaldi für instrumentalen Sonnenschein sorgten.

Bach-Fenster der Thomaskirche, vermutlich 1895 von Carl de Bouché (1845 bis 1920) gestaltet. Bildquelle: Leipziger Thomaskirche

Danach stand – wie kürzlich erst festgestellt an keinem Feiertag, sondern einem normalen Sonntag – eine besonders festliche Kantate auf dem Programm. Doch »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes«, für genau diesen Sonntag komponiert, wartet gerade mit einer besonderen Festlichkeit auf, von zahlreichen Bläsern bis zur Trompete unterstrichen. Darüber hinaus überrascht das Werk aber durch seine schiere Länge und die Zweiteiligkeit – jeweils am Ende der beiden Hälften erklingt der gleiche Choral, der in seiner kontrapunktischen Verwebung von Sing- und Instrumentalstimmen jedoch auch ein Wanken und Gegeneinander darzustellen scheint. Erst ganz am Schluß wird dies in einem guten (aufsteigenden) Ende positiv ausformuliert.

Mit Birte Kulawik (Sopran), Elisabeth Holmer (Alt), Jonas Finger (Tenor) und Johannes G. Schmidt (Baß) gelang die Darstellung und Textdeutung ganz außerordentlich. Um so bemerkenswerter vielleicht, weil Elisabeth Holmer nur knapp vor dem Auftritt erst eingesprungen war. Gerade Gestalterisch nutzen sie alle den verfügbaren Raum. Immerhin gilt es ja, nicht zu theatral zu betonen – eine Übertreibung wäre schnell unglaubwürdig.

So wußten Sopran und Baß Glanzpunkte zu setzen, Jonas Finger gefiel erneut mit starkem, wortbewußten Ausdruck. Das tat gerade dieser Kantate gut, den Standpunkt hinterfragt, verunsichern kann, was sich teils in der Begleitung (melancholische Oboe d’amore) widerspiegelte. Pfarrer Holger Milkau hatte solche Fragen wie die nach dem Ausgeschlossen sein oder Einladen aufgegriffen und an das besondere Daum – den 17. Juni 1953 – sowie die damalige Rolle der Kirche erinnert.

Die aufwendige Kantate lag sozusagen in guten Händen und führte wieder einmal vor Ohren, auf welch hohem Niveau die Dresdner Kapellsolisten ihrer Repertoirepflege nachkommen.

19. Juni 2023, Wolfram Quellmalz

Am kommenden Sonnabend gestaltet der Kreuzchor die Vesper zum Johannisfest in der Kreuzkirche. Die Dresdner Kapellsolisten gibt es kurz darauf in einem Konzert zu erleben. Sie spielen am 30. Juni in der Annenkirche selten aufgeführte Werke von Dresdner Kapellmeistern wie Jan Dismas Zelenka, Johann David Heinichen und Johann Anton Reichenauer, außerdem erklingen Werke von Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi.

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Ein Kommentar zu „Zurück zu Bach

  1. Eine kleine Ergänzung sei mir gestattet: In der Kreuzchorvesper am kommenden Sonnabend (24.6.) wird das diesjährige Rudolf-Mauersberger-Stipendium an den Kruzianer Friedrich Schöne verliehen.
    Das Stipendium in Höhe von 5000 Euro erhält auf Vorschlag vom Kreuzkantor ein besonders musikalisch begabter aktiver oder ehemaliger Kruzianer zur Unterstützung seiner musikalischen Ausbildung.
    1991 gründete Prof. Dieter Klaus diese besondere Auszeichnung. Seit 2011 wird das Stipendium durch die Förderstiftung Dresdner Kreuzchor verliehen. Erster Stipendiat 1991 war Eckehard Stier, im Jahre 2000 erhielt der heutige Kreuzkantor Martin Lehmann das Stipendium. Viele weitere Stipendiaten wirken inzwischen in ganz Deutschland und darüber hinaus als Sänger, Dirigent, Chorleiter oder Organist.

    Reinhold Uhlig

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