»Ein Sommernachtstraum«

Harmoniemusik und Lesung im Lindensaal Markkleeberg

Die Reihe der Lindensaalkonzerte wird nicht nur von Mitgliedern des Leipziger Gewandhausorchesters gestaltet, sondern empfängt auch illustre Gäste. Am Sonntag war dies Dominique Horwitz, der für die Lesung von »Ein Sommernachtstraum« nach Markkleeberg gekommen war. Begleiter wurde er dabei vom Ma’alot Quintett.

Stephanie Winker (Flöte), Christian Wetzel (Oboe), Ulf-Guido Schäfer (Klarinette), Sibylle Mahni (Horn) und Volker Tessmann (Fagott) begannen den Nachmittag aber zunächst mit Samuel Barbers »Summer Music«, dem einzigen Stück des Programms, das für diese Besetzung geschrieben ist. Barber beschwört darin sommerliche Farben in der typischen Harmonik warmer, sich ausgleichender Bläser.

Astor Piazzolla hatte sich wie viele andere Komponisten dem Thema des Jahreslaufes bzw. der Jahreszeiten gewidmet. (Leonid Desyatnikovs ließ sich davon anregen und schrieb »Die vier Jahreszeiten in Buenos Aires« und später »Russische Jahreszeiten« für die Kremerata Baltica). Ulf-Guido Schäfer hat Piazzollas Orchesterstück – wie auch den folgenden Mendelssohn – für die kleine Besetzung bearbeitet, wobei durch die charakteristische Färbung der Bläser gerade die Stimmungen der Stücke, der Jahreszeiten, nicht nur erhalten geblieben ist, sondern Raum gab für Betonungen und bildhafte Prägung. Das Frühlingserwachen geriet so lebhaft und strahlend, fast grell brach er hervor, wohingegen der Sommer deutlich wärmere, weichere, gesättigte Farben hatte. Der Herbst bot einige Ruhepausen, aber auch Sturm und Blitz und ein Fagott im Diskant, bevor der Winter den Kreislauf beschloß, ganz still zum Schluß, als senkten sich Schneeflocken herab.

Doch von Schneeflocken war man weit entfernt. Obwohl das Wetter gerade nicht mehr den Nachsommer präsentierte, blieb es warm und intensiv hinter den Vorhängen, die den Saal abdunkelten – wohl um die Traumnachtatmosphäre zu beschwören.

Dominique Horwitz ist ein ausdrucksstarker Interpret von Texten im Schauspiel und für Musik. Mit Klangstäben im Dunkel eröffneten die Musiker das Stück, schon bald erkannte man Mendelssohn, das Licht ging an, das Stück begann – ganz ohne Requisite und mit nur einem Erzähler entfachte Horwitz ein lebhaftes Schauspiel, das vom Zauber des Elfenwaldes, aber auch vom Durcheinander der Liebe erzählt. Gewitzt, ironisch und ein wenig naiv schlüpfte er in die Rolle Pucks und Zettels, intonierte schrecklich-schönes Eselsgeschrei. Das war wortverständliches, ausdrucksstarkes Sprechtheater und feine musikalische Unterhaltung.

Das Ma’alot Quintett spielte und umspielte mit den Stücken aus Mendelssohns Schauspielmusik, die einmal nicht auf Ouvertüre oder »Hochzeitsmarsch« reduziert waren – ein niveauvoller Spaß!

19. September 2016, Wolfram Quellmalz

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