Gäste aus New York in der Kreuzkirche
Vor 25 Jahren ist das The Metropolitan Youth Orchestra & Chorale of New York (MYO) gegründet worden. Es möchte talentierte Kinder und Jugendliche aus Long Island im Alter von acht bis achtzehn Jahren fördern und ihnen das Spielen im Orchester oder das Singen im Chor ermöglichen. Damals, 1993, gehörten gerade einmal 15 Spieler dazu, heute gibt es allein fünfzehn Ensembles (darunter ein Flötenchor) sowie sieben Chöre, insgesamt über 1000 Schülerinnen und Schüler. In seinem Jubiläumsjahr ist das MYO derzeit auf einer Europatournée, die am 4. Juli – dem amerikanischen Unabhängigkeitstag – begann. Am Freitagabend waren Chor und Orchester in der Kreuzkirche zu Gast.
»Von Klassik bis Gospel« lautete das Programm. Klar: es sind Musikschüler, die all das musizieren, was ihnen gefällt und womit sie in Berührung kommen. Klassisches Repertoire macht da nur einen Teil aus, amerikanische Traditionales gehören ebenso dazu wie jüdische Lieder oder eben Gospels. Man konnte daher erwarten, daß die Zusammenstellung etwas »bunter« ausfiel als bei einem Berufsorchester oder -chor mit ausgefeilter Programmatik.
Der Eintritt war übrigens frei – erwünscht waren Spenden zugunsten der Arbeit des Landesverbandes für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen e. V., der die Betreuung Schwerstkranker und Sterbender unterstützt. Am Ende durfte sich der Verein über eine Spendensumme von über 2600 Euro plus einiger US$ amerikanischer Gäste freuen.
Daß die Freude an der Musik ganz wesentlich für die Arbeit des MYO ist, konnte man sofort spüren. Zunächst bot der Chor (Leiterin: Shoshana Hershkowitz) mit seinen knapp 30 Sängern das, was man wohl »New Yorker« Mischung nennen kann. Dazu gehörten das hebräische Liebeslied »Erev Shel Shoshanim« (Abend der Rosen) ebenso wie eine brasilianische Psalmvertonung oder das amerikanische Kirchenlied »Amazing Grace«. Besonders gefiel die Hingabe, mit der die Jugendlichen sangen, ganz ohne zu forcieren – der Chor hat einen warmen, überraschend dunklen Klang! Dabei waren die Sänger in mehreren Sprachen (auch Muttersprachen) zu Hause, wie das ladinische »Hamisha Asar« von Flory Jagoda zeigte.
Der zweite Teil war dem Orchester (Dirigent: Scott Stickley) vorbehalten. Mit Bachs »Jesus bleibet meine Freude« aus der Kantate »Herz und Mund und Tat und Leben« (BWV 147) in einer Orchesterbearbeitung, dem Adagio aus Wolfgang Amadé Mozarts Klarinettenkonzert KV 622 und den Polowetzer Tänzen aus der Oper »Fürst Igor« von Alexander Borodin ging es zunächst deutlich europäisch-klassisch zu. Dabei beeindruckte vor allem Alan John als Solist bei Mozart, bevor er zurück ins Orchester wechselte, das bei Borodin etliche Bläsersoli zu bewältigen hatte.
Von solcher Vielfalt hatten sich viele im zahlreichen Publikum (das Kirchenschiff war bestens besucht) anstecken lassen, was sich nicht zuletzt im Spendenerfolg niederschlug. Drei Zugaben waren nötig, und auch die noch einmal in »bunter Mischung«: Samuel Words »America the Beautiful« (die inoffizielle Hymne zum Unabhängigkeitstag nachgereicht) sowie – Johann Strauss! Einmal der Vater mit dem »Radetzky-Marsch«, danach noch der Sohn mit dem »Frühlingsstimmenwalzer«.
8. Juli 2018, Wolfram Quellmalz