Kontrastierende Orgelklänge

Jean-Baptiste Dupont beim Dresdner Orgelzyklus in der Hofkirche (Kathedrale)

»Höfische Pracht und Bürgertum« hatte der Organist der Cathédrale de Bordeaux sein Programm überschrieben und auf die Orgelmusik der katholischen Hofgottesdienste in Versailles sowie die lutherischen Messen in Leipzig ausgerichtet. François Couperin und seine Messe à l’usage des Paroisses (Messe für den Gebrauch in Pfarrkirchen) repräsentierte hier die französisch-katholische Musik, fünf Choralbearbeitungen Johann Sebastian Bachs die deutsche, protestantische. Dabei gruppierte Jean-Baptiste Dupont die Teile der Messe und schloß diese jeweils mit einem Bach-Choral ab.

Die Gruppierung zeigte in der Gegenüberstellung grundsätzliche Unterschiede auf, offenbarte aber auch eine ganz kontemplative Qualität. So findet man die Pracht (beinahe schon den Prunkt) der höfischen Zeremonie in den Stücken Couperins wieder, während Bachs Choralbearbeitungen in der Regel schlichter, eingängiger und verinnerlichter sind. Obwohl der Meister hier natürlich immer wieder einmal »ausbricht«, wenn er zum Beispiel aus dem musikalischen Material des Chorales »O Lamm Gottes, unschuldig« (BWV 656) eine ungemein imposante Kraft entwickelt, die vom inneren Kern der Worte gespeist scheint. (Ob es an dieser Musik lag, daß nur für die Dauer des Chorals die Sonne durch die Wolkendecke lugte und in die Fenster schien?) Die anderen Choralbearbeitungen wahrten dagegen einen eher beruhigenden, mäßigenden Charakter.

Jean-Baptiste Dupont registrierte gerade die Couperin-Teile mit reichem, meist hellem Bläserklang, bliebt hinsichtlich Volumen oder Kraft ungemein maßvoll, was für eine große Klarheit und Durchhörbarkeit sorgte. Geradezu filigran gerieten viele der Stücke wie die Tierce en Taille oder das Offertoire sur les grands jeux. Der Organist registrierte hier mit viel Blechbläserstimmen, während der darauffolgende Dialogue von Flöten und anderen Holzbläsern getragen wurde. Das »Plein jeu« (also »volles Spiel) umfaßte dann die ganze Pracht der Silbermannorgel.

Mäßigend, aber auch machtvoll ging das Konzert mit Bachs Phantasia super »Komm, Heiliger Geist« (BWV 651) zu Ende.

12. Juli 2018, Wolfram Quellmalz

nächstes Kontert im Orgelzyklus: Thomas Ospital (Saint-Eustache / Paris) spielt am 18. Juli Werke von Franck, Widor und Guillou in der Kreuzkirche. Am 1. August heißte es in der Hofkirche mit Philip Scriven (Cranleigh) »À la francaise«. Beginn der Konzerte ist jeweils 20:00 Uhr. Schon am kommenden Sonnabend (Johannes Lang / Potsdam) wird der Orgelsommer in der Dresdner Kreuzkirche fortgesetzt. Noch bis zum 11. August gibt es dann bei freiem Eintritt jeweils um 15:00 Uhr eine halbe Stunde Orgelmusik.

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