Noch einmal mit Bravour

Junges Musikpodium Dresden-Venezia beendet den Ausflug ins Veneto mit einem (vorläufig) letzten Konzert

Streifen 7Asolo mit den Voralpen hinter sich ist bei Radfahrern beliebt und war bereits Etappenziel des Giro d’Italia, beim Podium dabei: Musikerinnen aus Matera (Mitte) und dem Veneto (außen)

Am Sonntag ging eine intensive und erlebnisreiche Woche für die Musikschülerinnen und Musikschüler des Jungen Musikpodiums zu Ende. Da lag auch ein gehöriges Pensum an Koordination hinter der Initiatorin und Organisatorin Ulli Gondolatsch – Besetzungswechsel wie spontane Programmanpassungen gehören ebenso dazu.

Mittags hieß es zunächst Abschied nehmen vom Quartier und dem Städtchen Asolo. Wer noch einmal ein Café am Marktplatz besuchte, traf dort jede Menge Radfahrer und anderer Besucher, denn am Wochenende war hier unter anderem ein Festival für Reiseschriftsteller (Festival del Viaggiatore) zu Gast.

Die noch in der Nähe gelegene Villa Razzolini Loredan bot eine Mittagsrast, und auch hier zeigte sich, daß richtige Musiker von einem nicht lassen können – von der Musik. In einem der Gebäude fand sich ein Klavier, das für spontane Improvisationen genutzt wurde – wohlgemerkt zwei- und vierhändig! Zu den vier Händen kamen noch weitere dazu, denn mit Untertassen, Gläsern und Löffeln kann man klopfen, pochen und Glöckchen imitieren, mit Papier läßt sich trefflich rascheln und Stimmung erzeugen. (An all dem kann man erkennen, wie groß das Verständnis der jungen Musiker füreinander ist.) So gesellte sich schließlich noch ein Chor von Opernliebhabern aus Padua dazu, der gerade im Hause war, und ergänzte das spontane Programm.

Streifen 8Einkehr auf dem Weg zum Konzertort in der Villa Razzolini Loredan: der Fußball wurde sofort zum Spielobjekt, Mitte: besser erging es den Gänsen, welche das Mittagsmahl heil überstanden, rechts: spontane Jazz-Session

Danach ging es zum letzten Konzertort: der Chiesa di Sant’Antonio Abate im Zentrum von Marostica. Das mittelalterlich geprägte Städtchen wird außer von Kirchen von einer Stadtmauer und einem Schloß geziert. Zwei Ritter sollen der Legende nach 1454 beide die Tochter des Schloßherren geliebt haben. Doch ein Duell der beiden verbot der Gouverneur – kein Blutvergießen für die Heirat! Statt dessen haben sich beide eine Partie Schach mit lebenden Figuren gegeben. Auch wenn der »Fall« nicht durch historische Dokumente belegt werden kann, ist Marostica heute eine Schachstadt, vor allem an diesem, dem zweiten Wochenende im September. Dann wird die historische Partie jeweils nachgespielt, wozu die gesamte Stadt geschmückt ist.

Noch einmal konnten das Orchester und seine Solisten im Konzert beweisen, wie gut sie sind, wie sehr sie sich begeistern ließen und andere begeistern. Ein Höhepunkt war erneut die Bearbeitung eines Mandolinen-Konzertes von Antonio Vivaldi für zwei Flöten – Pauline Schlouch und Isabell Thiele konnten auch an diesem letzten Abend brillieren.

Mit dabei war wieder Giulia Bolcato – Baldassare Galuppis Arie »Tu di me da me dividi« durfte nicht fehlen (man darf gespannt sein, ob die im November auch in Dresden im Programm steht). Ein besonderer Höhepunkt war schließlich das Dixit Dominus vom gleichen Komponisten. Direktor Massimo Raccanelli hatte die Gesangspartien am Sonnabend bei der Probe noch selbst übernommen, nun stand ihm neben Giulia Bolcato auch I Cantori di Marostica zur Seite.

Streifen 9Marostica war der letzte Konzertort des diesjährigen Podiums (links: Probe, rechts: Konzert), Mitte: über allem thront das Schloß

Mit dem Verklingen des »Amen« fand eine wunderbare Woche ihren Abschluß, die kurz vor dem Advent noch einmal ein »Nachspiel« hat: am 28. (öffentliche Probe / Aula des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik), 29. (Galerie Alte Meister) und 30. November (Schloß Albrechtsberg) gastiert das Junge Musikpodium in Dresden, am 1. Dezember im Berliner Musikinstrumentenmuseum. Weitere Informationen unter: http://www.junges-musikpodium.de/

24. September 2018, Wolfram Quellmalz

Einen ausführlichen musikalischen Bericht finden Sie Anfang Oktober in der nächsten Ausgabe (30) der Neuen (musikalischen) Blätter, erhältlich als pdf auch auf dieser Seite

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