Johannes Brahms Requiem mit Michael Sanderling

Jahreskonzert von »The Management Symphony«

Was Laienorchester oder solche mit nebenberuflichen Musikern »auf die Beine stellen«, ist mitunter beachtlich. Davon kann man sich regelmäßig in Dresden überzeugen, wo es mehrfach solche Klangkörper gibt oder sich nationale und internationale Verbände für Projektwochenenden treffen. An diesem Sonntag lud das am Leipziger Gewandhaus entstandene »The Management Symphony« erstmals zu einer Matinée in den Kulturpalast. Dabei handelt es sich um Ärzte, Verwaltungsangestellte, Agenturmitarbeiter und andere Mitglieder, die hauptberuflich eben ganz anderen Professionen nachgehen, in Karlsruhe, Düsseldorf oder Magdeburg leben, aber auch in London oder Prag. Einmal im Jahr treffen sie sich, um an vier Tagen voller intensiver Proben ein sinfonisches Konzert zu erarbeiten und aufzuführen. Mit kleinen Kulturhäusern oder Kirchen begnügen sie sich dabei nicht, und so standen nach dem Gewandhaus Essens Philharmonie, das Festspielhaus Baden-Baden oder die Tonhalle Zürich im Programmkalender.

Dabei wird das Orchester von jeweils einem Partnerorchester und einem Dirigenten unterstützt. Nach Herbert Blomstedt, Jonathan Nott und anderen übernahm in diesem Jahr Michael Sanderling diese Führungsrolle. Von den hiesigen Philharmonikern waren die Stimmführer der Streicher (Wolfgang Hentrich und Markus Gundermann / Violine, Christina Biwank / Viola, Ulf Prelle / Violoncello und Razvan Popescu / Kontrabaß) sowie Nora Koch / Harfe dabei. Guido Tietze hatte zudem die Mentorschaft für die Bläser übernommen.

Erst am Donnerstagnachmittag konnten alle gemeinsam proben – Johannes Brahms‘ Requiem stand auf dem Programm, also mehr als »nur« eine Sinfonie: Neben dem Philharmonischen Chor Dresden (Einstudierung: Gunter Berger) war der chorus 116 (Milko Kersten) beteiligt sowie als Solisten Mojca Erdmann (Sopran) und Hanno Müller-Brachmann (Bariton).

Das Resultat war beachtlich, wovon sich auch Intendantin Frauke Roth und Oberbürgermeister Dirk Hilbert überzeugen durften. Aus den Tiefen dunkler Streicher und den Beginn markierender Hörner wuchs ein erstaunlich homogener Orchesterklang. The Management Symphony fand in der Rolle des Begleiters manche Textausdeutung und Emotion, konnte unterstreichen und nuanciert betonen – die Chorfuge »Herr, Du bist würdig« wird schließlich im Orchester ausgeführt, wie man erleben konnte.

Michael Sanderling hatte Verläufe und Überleitungen sauber erarbeitet, so daß die Dramaturgie von der »Herrlichkeit« zu Beginn bis zum festlichen Glanz der Blechbläser am Schluß stimmte. Immer wieder fand die Steigerung der Pauke im Orchester seine Entsprechung.

Schön war auch, daß die beiden Chöre zu einem verschmolzen waren, ohne spürbare Kraftanstrengung Text gestalteten. Bei den Solisten gefiel besonders Hanno Müller-Brachmann mit Einfühlsamkeit und klarer Diktion, während bei Mojca Erdmann die Verständlichkeit zugunsten der Emotionalität (viel Vibrato) doch zurückgenommen war.

16. Juni 2019, Wolfram Quellmalz

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