Picknick im Proschwitzer Schloßpark
Seit vielen Jahren zählt das Picknick im Schloßpark des Weingutes Proschwitz fest zum Kalender des Moritzburg Festivals. Fast könnte man glauben, das Wetter wäre »wie gemacht«, denn zwischen den gewesenen und den vorhergesagten Regengüssen trübte kein Tröpfchen den musikalischen Sonntagsauftakt.
Über 500 Musikstudenten hatten sich diesmal via Videobeitrag beworben, die besten 37 wurden ausgewählt. Seit einer Woche probt die Akademie täglich, wobei es oft um acht Uhr beginnt und spät abends endet – Zeit für Stadtbesichtigungen und ähnliches ist da nicht, dafür gerät der Austausch der Studenten um so intensiver.
Das Pensum ist immens, enthält Orchesterproben und -konzerte wie am Donnerstag und Sonnabend vergangener Woche, darüber hinaus finden die jungen Musiker in verschiedenen kammermusikalischen Formationen zusammen. Manche kennen sich zwar bereits, doch die Proben können erst beginnen, wenn alle Akademisten in Moritzburg versammelt sind. Es ist beachtlich, was in den wenigen Tagen bereits geschafft und nun dargeboten wurde. Ein großes Lob gebührt dem Veranstalter und Ausrichter nicht nur wegen der Auswahl der Beteiligten und der Stücke, sondern wegen der Qualität der Bühne. Immerhin ist es nicht »ohne«, ein Konzert draußen zu veranstalten. Die meisten geben sich heute damit zufrieden, daß die Musik dann eben aus dem Lautsprecher kommt, das Rascheln der Notenblätter inclusive. Ob die Celli dann rechts oder mittig sitzen, ist egal – die Elektronik nivelliert es. In Proschwitz nicht: hier unterzog man sich der Mühe, für jede Formation eine Mikrophoneinstellung zu proben – ein Aufwand, der sich lohnte, denn der Klang schallte nicht künstlich durch den Park, sondern blieb kammermusikalisch angenehm, mischte sich mit Kirchenglocken, leisen Gesprächen oder den Rufen der Kinder, für die auf der Schloßterrasse ein Zauberprogramm stattfand.
Blechbläser wie das Trompetenduo Alvaro García Martin und Josep Goméz Alemany, die zwei Teile des Programms eröffneten, konnten sich ohnehin leicht durchsetzen, aber auch Streichquartette und -quintette zeigten sich von der besten Seite. Und von der Interessantesten: mit Grazyna Bacewicz, Louise Adolpha Le Beau, Maddalena Laura Lombardini Sirmen und Ernst Sachse gab es eine ganze Reihe kaum bekannter Komponisten, Werke von August Klughardt oder Ethel Smyth sind bestenfalls Eingeweihten bekannt – waren, bis zum Sonntag. Neben der angenehmen Unterhaltung, die zu einem solchen Picknick gehört, war ebenso die Qualität der Darbietungen bestechend, reichte von entzückenden Quartettpretiosen (Lombardini Sirmen) über das melodisch schmeichelnde Bläserquintett August Klughardts bis zu den Duos für Violine und Kontrabaß von Béla Bartók, der folkloristischen Reichtum mit klassischer Virtuosität verband. Mit drei Märschen Anna Amalie von Preußens erklangen aber auch Werke für Bläser und Trommel.
11. August 2019, Wolfram Quellmalz
Konzerttip: für das Konzert morgen, Sonnabend, gibt es noch Restkarten an der Abendkasse: Kirche Moritzburg, 17. August, 20:00 Uhr, es erklingen Werke von Hanns Eisler, Antonín Drvorák und Joseph Haydn, bereits ab 19:00 Uhr sind in einem Portraitkonzert Duos für Violoncello zu erleben