Ausstellung zu Hans Karl Janke auf Schloß Hubertusburg in Wermsdorf
Hans Karl Janke: »Kleintrajekt«, Quelle: Ausstellung »Genie und Schizophrenie« / Rosengarten e. V. Wermsdorf
Vor wenigen Tagen, am 21. August, wäre Hand Karl Janke 110 Jahre alt geworden. Sie kennen ihn nicht? Den Erfinder Hans Karl Janke? Oder war er eher Zeichner, Maler, Künstler? Wikipedia nennt ihn sowohl »deutschen Künstler« wie auch »pathologischen Erfinder«. Doch mit derlei Kategorisierung sollte man vorsichtig sein.
Janke wurde im Pommerschen Kohlberg geboren. Über seine Schul- und Universitätsausbildung gibt es eigene Aussagen, die sich jedoch bisher kaum belegen ließen, was bis zu Spekulationen führte, ob und daß er im Peenemünder Raketenwerk angestellt gewesen sei. Nach dem Tod der Eltern und verschiedenen Vorfällen (»auffälligem« Verhalten) wurde Janke vorübergehen in Nervenheilanstalten untergebracht und kam schließlich nach Wermsdorf auf das Schloß Hubertusburg, das nach einer wechselvollen Geschichte zur damaligen Zeit als Krankenanstalt mit verschiedenen Fachabteilungen diente. Die Diagnose: chronisch paranoide Schizophrenie. Hubertusburg wurde Jankes neuer und letzter Wohnsitz. Hier durfte er sich relativ frei bewegen, lebte vergleichsweise ruhig, bekam Zugang zu Material für seine Malerei und Bastelarbeiten. In den Werkstätten des Hauses war Janke bekannt.
Hans Karl Janke »Atom-magnetischer Strahlwerfer-Kolben« (Antrieb), Quelle: Ausstellung »Genie und Schizophrenie« / Rosengarten e. V. Wermsdorf
Und was er da zu Papier brachte, verblüfft noch heute. Denn ein Großteil des Schatzes blieb – lange vergessen – in einem Speicher unter dem Dach erhalten. Darin finden sich heute noch Zeichnungen, ganze Kataloge der Natur, aber auch zahlreiche Erfindungen. Der Rosengarten e. V. hat dieses Vermächtnis bewahrt und unterhält heute ein Museum sowie das Archiv Hans Karl Jankes.
Hans Karl Janke »Atom-Strom-Erzeuger« (Antrieb), Quelle: Ausstellung »Genie und Schizophrenie« / Rosengarten e. V. Wermsdorf
Ein Besuch des Museums zeigt, daß Janke durchaus technisch begabt und auf der Höhe der Zeit war. Seine Unterlagen bestätigen zumindest eine dezidierte polytechnische Ausbildung, denn das, was er malte und erfand, geht weit über das Werk eines utopischen Phantasten hinaus. Dies belegt nicht zuletzt die Erfindung eines »Standortanzeigers«, für das Janke 1943 ein Reichspatent (Nr. 743758) zugesprochen bekam. In einem Film, der Jankes Leben nachzeichnet, stellt der heute emeritierte Prof. Roger Grundmann (TU Dresden, Institut für Luft- und Raumfahrt) verblüfft fest, daß sich hinter dem Patent nichts anderes als das verbirgt, was heutige Navigationsgeräte vermögen – vor über siebzig Jahren!
War Janke also ein Visionär? Technisch begabt auf jeden Fall. Doch ein späterer Besuch bei den Behörden der DDR, welche Janke aufgrund seiner Erfindungen, die er ihnen in Briefen geschickt hatte, einluden, verliefen in der Kommunikation für beide Seiten unbefriedigend und wurden nicht fortgesetzt.
Erfinder, Künstler, Geisteskranker … Es bleibt dabei: Kategorien helfen nicht immer, zu beschreiben; gleichrecht nicht, wenn es um ein vergangenes Menschenleben geht. Was bleibt, ist eine erstaunliche Fülle von Dokumenten. Und auch wenn Hans Karl Janke vielleicht kein verkannter Leonardo da Vinci war, lohnt ein Besuch des kleinen Museums. Wir fanden es, fast zufällig, anläßlich eines Besuches der Sonderausstellung auf Schloß Hubertusburg. Es war just am Jahrestag der Mondlandung, daß wir beim Erfinder so vieler Flugzeuge, Raumfahrzeuge und Raketen, die er »Trajekte« nannte, eingekehrt waren. Doch – schauen Sie selbst vorbei!
Wolfram Quellmalz
Dauerausstellung auf Schloß Hubertusburg: »Karl Hans Janke – Genie und Schizophrenie«, Malerei und Zeichnung
zu finden im Schloß Hubertusburg, Wermsdorf, Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag 12.00 – 17.00 Uhr und Samstag-Sonntag 11.00 – 17.00 Uhr
weitere Informationen unter: http://www.karl-hans-janke.de