Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden hat einen neuen Rektor
Nach eineinhalb Jahren ohne Rektor herrscht an der Dresdner Musikhochschule seit 1. Oktober das, was man wohl »klare Verhältnisse« nennen kann – es gibt wieder einen Rektor. In der vergangenen Woche fand die feierliche Investitur Axel Köhlers statt. Dabei ist die Hochschule während der Interimszeit oder Vakanz gar nicht so führungslos gewesen. Axel Köhler bedankte sich daher zunächst bei Rebecca Albrecht, die als amtierende Rektorin mit ihrem Team das Haus in den letzten Monaten geleitet hatte. Der Konzertplan des laufenden Studienjahres, den er ja nur übernommen habe, beeindrucke mit seiner Vielzahl von Veranstaltungen und mache ihn stolz:
»Was für eine Fülle an Kreativität springt einem da entgegen, welches Potential der Künstlerischen Lehre, welcher Wille und welche Lust am Experiment in der wissenschaftlichen und ja, auch in der Künstlerischen Forschung, welche Leidenschaft unserer zukünftigen Pädagoginnen und Lehrer, wenn sie eigenständig künstlerische Projekte erarbeiten.
Dies zeigt die Potentiale unserer Hochschule und die Orientierung der Lehre am universitären Exzellenzanspruch. Manchmal kommt mir unsere Hochschule vor wie ein Spiegel, den man mal so richtig putzen muss.« (Axel Köhler in seiner Rede zum Amtsantritt)
Mit der Vielzahl an Konzerten ist die Musikhochschule bei günstigen Eintrittspreisen und vielen freien Veranstaltungen Dresdens größter Kulturanbieter. Dies stärker ins Bewußtsein der Dresdner zu rücken, ist nur eines von Axel Köhlers Zielen. Vor allem möchte er die Hochschule im internationalen Maßstab stärken – Studenten aus Amerika und Asien sollen Lust haben, in Dresden zu studieren, und sie sollten wissen, was es hier besonderes gibt. Aber nicht nur Spitzenmusiker, Solisten und Orchestermitglieder werden ausgebildet, genauso wichtig ist es, den Bedarf an Musiklehrern zu decken, der an Schulen besteht. Es gilt, die Zusammenarbeit mit anderen Bildungsinstituten, Musikschulen und kulturellen Einrichtungen zu erhalten und auszubauen, die »Grundmusikalisierung« von Kindern zu befördern. So heterogen wie die Gesamtheit der Menschen an der Hochschule sind die Aufgabenfelder, die es zu bestellen gilt.
Davon zeugte bereits das Programm des Festaktes. Im vollbesetzten Konzertsaal – neben den Vertretern von Landesregierung, Stadt, Rektorat und Dekanaten waren viele Freunde, Alumni, Studenten und Gäste anwesend – gestaltete das hfmdd jazz orchestra ein Rahmenprogramm, zu dem das ambitionierte Projekt der Neuen Musik »Feldblumen« der Koreanerin Sol-i So (Kompositionsklasse von Manos Tsangaris) und Auftritte von Professorenkollegen (Natalia Prishepenko und Arkadi Zenzipér) gehörten.
Daß die Hochschule ihren neuen Rektor willkommen heißt, davon zeugten die vielen erwartungsvollen Grußworte, von denen hier stellvertretend nur eines zitiert werden soll: Franz Brochhagen, Dekan der Fakultät I, kann bereits auf einige Projekte künstlerischer Zusammenarbeit mit Axel Köhler zurückblicken, sowohl an Theatern wie in Koblenz wie an der Musikhochschule. Aufgabe eines Theaterdirektors (Axel Köhler war jahrelang Intendant an der Oper Halle) sei es, alle Abteilungen des Hauses zu einem gemeinsamen Ziel mitzureißen – dafür gebe es in Dresden noch Entwicklungspotential, so Brochhagen. Die bisherigen Begegnungen mit dem neuen Rektor ließen aber genau dies auch erwarten:
»[…] daß er den Weg unserer Hochschule zu einer Institution, in der die Ziele gemeinschaftlich und mit gegenseitigem Respekt verfolgt werden, erfolgreich weist. Vielleicht können wir von einem Theatermann lernen, mit Gegensätzen produktiv umzugehen, Selbstbezogenheit zu überwinden und das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Dies scheint mir gerade in Anbetracht der zukünftigen Herausforderungen geboten, von denen ich hier nur die Digitalisierung, den bevorstehenden Generationenwechsel in unserem Kollegium und – besonders nachdrücklich – die verschärfte Polarisierung des allgemeinen politischen Diskurses erwähnen möchte.« (Franz Brochhagen in seinem Grußwort anläßlich der Investitur)
Die Zukunft der Musikhochschule scheint nun bestimmt und positiv. Offenbar ist auch der Rückblick unbelastet, ohne daß die Vergangenheit »ausgeklammert« wird. Axel Köhler war vor 35 Jahren selbst Student an der Musikhochschule, danach begann er eine erfolgreiche Laufbahn als Sänger, Intendant und Regisseur. Damit ist es nun – von wenigen Gastauftritten vielleicht abgesehen, vorbei. Doch es ist ein Abschied »ohne Schmerzen«:
»Es wird mir ganz sicher nichts von all dem fehlen, was ich bis jetzt getan habe, denn die wichtigsten Ingredienzien, die mein bisheriges Leben zu dem gemacht haben, was es war, sind auch jetzt wieder in voller Größe am Start:
unbändige Lust auf das zu entdeckende Terrain, Neugierde und Gestaltungswille.
Und das, worauf ich mich einlasse, sind die Arbeit und der Diskurs mit wunderbaren Menschen, die an dieser Hochschule lehren und studieren und denen, die in den Dezernaten alles dafür tun, dass in Ruhe gelehrt und studiert werden kann.«
Man darf also gespannt sein!
18. Oktober 2019, Wolfram Quellmalz
Über künstlerische Projekte der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden berichten wir regelmäßig. Sie finden die Beiträge hier: https://neuemusikalischeblaetter.wordpress.com/category/musikhochschule-dresden/