Bach im Gamben-Consort
Stimmungsvoll, fast besinnlich sind die Bearbeitungen des Cellini Consorts, aber man kann sie das ganze Jahr über hören, nicht nur im Advent.
Etwas gaumig, weich, dafür mit noch mehr Farben als eine Geige, einer Gambe oder einem Cembalo, sind die Französische Suite in G-Dur (BWV 816) oder die Sonate D-Dur (BWV 1028, ursprünglich für Viola da Gamba und Cembalo) viel näher an der Gesangsstimme als mit jedem anderen Streich- und so manchem Blasinstrument.
Es sind allesamt Bearbeitungen, denn die Gambe war zu Bachs Zeiten bereits nicht mehr en vogue – gleichwohl hat er ihr mehrere Sonaten gewidmet. Doch die sind auf der CD des Cellini Consorts gar nicht vertreten. Tore Eketorp, Brian Franklin und Thomas Goetschel haben sich ausschließlich anderen Gattungen gewidmete Werke vorgenommen und sie bearbeitet. Ja, ein Trio – man mag es manchmal kaum glauben, wenn man es hört, daß hier kein Consort aus fünf oder sechs Instrumenten spielt, sondern aus nur drei.
Die Spannweite der Klangfarben, der Werke und der Klangsphären ist ungeheuer und reicht von munter sprudelnd über andächtig bis zu tänzerisch oder festlich jubilierend. Im für ein Tasteninstrument geschriebenen »Italienischen Konzert« wiederum klingt es im dritten Satz manchmal, als spiele ein Akkordeon mit. Das – Bach mit Akkordeon oder Saxophon – ist mittlerweile auch nicht mehr neu, doch zeigen sich dabei schnell Abnutzungserscheinungen. Der so frische und andere Klang dieser Instrumente ist nämlich auch sehr eindringlich und irgendwann enervierend – keine Spur davon beim Cellini Consort Farben leben hier von den Nuancen, nicht von den Kontrasten.
»Bach: Wo soll ich fliehen hin« heißt die Aufnahme im Titel, und so enthält sie gleich fünf Werke mit oder nach bekannten Gesangszeilen: »Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter« (BWV 650), »Ach Gott und Herr« (BWV 692) und das Trio BWV 660 nach »Nun komm‘ der Heiden Heiland«. »Wo soll ich fliehen hin« (BWV 646) ist natürlich mit vertreten, mit »Wer nur den lieben Gott läßt walten« (BWV 691) schließt die Aufnahme ab. Das kann man durchaus andächtig hören und die Worte bedenken, doch ist dies keine Voraussetzung – auch wer kein Christ ist oder die Worte nicht kennt, findet Besinnung und Ruhe in der CD sowie die Kraft der Harmonie – eine lohnende Erfahrung!
Cellini Consort: »Bach: Wo soll ich fliehen hin«, Sonaten, Phantasien und Vokalwerke (Bearbeitungen für Gambentrio), erschienen bei Ramée / outhere Music (bei Note 1)
6. Dezember 2019, Wolfram Quellmalz