Dresdner Musikfestspiele online gestartet
Noch heißt es, ein wenig zu warten – in einer Woche geht es richtig los. Mit dem Klavierabend von Arcadi Volodos im Kulturpalast steht dann gleich ein Höhepunkt auf dem Programm, vielleicht ein Jahreshöhepunkt – wir werden sehen (hören) und berichten …
Doch in dieser Woche ging es trotzdem schon mit den Dresdner Musikfestspielen los. Das Dresdner Festspielorchester gab an zwei Abenden einen Schumann-Zyklus. Schon mehrfach hatte es Schumann-Schwerpunkte des Orchesters gegeben, was unter anderem eine CD mit der zweiten Sinfonie und dem Cellokonzert – mit Jan Vogler als Solist – belegt, die 2016 erschien. Bisher hatte Ivor Bolton jeweils das Orchester geleitet, nun übernahm Daniele Gatti den Taktstock – und führte alle vier Sinfonien auf. Aufgenommen wurden sie an einem Tag, ausgestrahlt an zwei Abenden.
Den direkten Vergleich sollte man vielleicht meiden, und doch läßt er sich nicht ganz ausblenden. Bolton gilt ein Experte auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis, an die sich Gatti noch annähert. Es stellt sich zudem die Frage, wie gut und leicht das nicht permanente Orchester nach der langen Coronapause zusammenfand, wie die Form der Musiker war. Zumindest schien die Intonation der Bläser hier und da noch nicht so sauber, wie man es vom Festspielorchester gewohnt ist, auch die Einsätze waren noch nicht immer paßgenau – vielleicht entlarven die Mikrophone aber in der Livesituation, was im Konzertsaal beim direkten Erleben verborgen geblieben oder zumindest weniger aufgefallen wäre.
Offensichtlich war, daß Gatti eine sinfonische Homogenität anstrebt, einen süffigen Klang, der sich an heutige Hörgewohnheiten anlehnt. Damit fiel sein Schumann deutlich schwerer aus als der Boltons, körperreicher, sanguinischer. Boltons Interpretation ist federnder, leichter in Erinnerung geblieben. Mit Daniele Gatti entwickelte sich dagegen ein breit strömender, kraftvoller Klang, den langsamen Sätzen fehlte es damit aber an Spannung, insgesamt hätte man sich die Sinfonien etwas spritziger gewünscht. Für Originalklang sorgten vor allem die Bläser, die weicher, farbenreicher das Orchesterkolorit bereicherten und auch einmal »knarzen« dürfen (sollen).
Den aktuellen Bedingungen bzw. Beschränkungen folgend ist es derzeit nicht möglich, Kamerateams wie sonst üblich auf der Bühne arbeiten zu lassen. Statt dessen gab es verschiedene feste Kamerapositionen, immerhin mit einem kleinen Bewegungsradius und Zoommöglichkeit, so daß kein statischer Eindruck entstand. Allerdings konnten Solisten nicht allein »ins Visier« genommen werden, meist war eine Musikergruppe im Bild. So saß der Trompeter einmal wartend da, weil die Kamera auf die Posaunisten hinter ihm zielte, und während man das Hornsolo hörte, war die Holzbläsergruppe zu sehen – Dienstag war das schon besser.
Kommende Woche wird sowieso alles besser, dann gibt es wieder echte Konzerte – bald also mehr!
28. Mai 2021, Wolfram Quellmalz
Die Aufzeichnungen der Streaming-Woche können Sie über http://www.musikfestspiele.com/de/programm-tickets/streaming-woche/ nachsehen.