CD-Tip: Echo du Danube

Triosonaten von Johann Philipp Krieger

Und wenn nun noch Wünsche offen sind, wenn Sie mit Barockoper, einem Besuch bei Vivaldi und Bachs Lautenwerken immer noch nicht zufriedengestellt sind, aber dennoch in der Zeit verweilen wollen, ja was machen wir denn dann? Im letzten Heft haben wir Ihnen die kammermusikalischen Einspielungen mit dem Hitchcock Trio aus Hamburg empfohlen. Nun geht es nach Süddeutschland, zu Johann Philipp Krieger und zum Echo du Danube. Übrigens: eine Laute bzw. Theorbe (Thomas Boysen) ist auch hier dabei. Außerdem Martin Jopp (Violine), Christian Zincke (Leitung und Viola da Gamba), Anne Marie Dagosits (Orgel und Cembalo), Reinhild Waldek (Harfe) sowie Elisabeth Seitz (Salterio).

Gemeinsam haben sie die zwölf Triosonaten Opus 2 von Johann Philipp Krieger auf zwei CDs eingespielt. Karsten Erik Ose nennt sie im Beiheft »musikalische Dramen en miniature«, schließlich weichen sie in manchem von dem ab, was man (auch in der Zeit Kriegers) kennt. Zum Beispiel sind sie hinsichtlich ihrer Komplexität eine Bereicherung – einteilig zwar, aber mit bis ins feinste verarbeiteten Stimmen und Bezügen. Ähnlich Werkzyklen wie Heinrich Ignaz Franz von Bibers Rosenkranzsonaten oder ähnlichem öffnet sich hierbei – natürlich in einem anderen Kotext – ein ganzer Kosmos verschiedener Stimmungen und Emotionen, waren sie doch nicht zuletzt dafür gedacht, Gefühle (musikalisch) ausleben zu können und den Verhängnissen des Lebens mit Kriegen, Krisen und schweren Krankheiten etwas entgegenzusetzen.

Hinsichtlich der stilistischen Vielfalt und Farbigkeit gibt es – hier freilich von einem Ensemble präsentiert – ebenfalls Vergleichsmerkmale mit den Rosenkranzsonaten. Mehr noch scheinen sie oft als eine szenische Beschreibung, sie bleiben aber oft bei einem tänzerischen Grundduktus, selbst dann, wenn die Sonate an sich melancholisch scheint – bezaubernd ist, wie Philipp Krieger bzw. Echo du Danube hier die Balance zwischen Licht und Schatten halten. »Licht« ist hier ganz klar die Sonne, die von mild-orange bis zu frischestem Gelb leuchtet, im Schatten warten viele Kontraste unterschiedlicher Graustufen. Neben der sanglichen Eleganz der Viola da Gambe besteht nicht nur die Violine, im Wechsel der Instrumente bis hin zu Harfe und Salterio liegt eine ausgeprägte, stimmungsvolle Vielfalt.

Und auch sonst scheint das Ensemble keine Farbe auszulassen – Sie werden sie – versprochen! – alle heraushören können! Denn die Triosonaten sind ebenso sorgsam gespielt wie im Refektorium Heilbronn aufgenommen. Wie immer verpackt cpo seine Entdeckungen in einer hübschen Hülle – wer käme hier noch auf die Idee, die Werke nach Tonarten einteilen zu wollen statt ihrem Frühlings- oder Herbst-, ihrem Liebes- oder Sonnencharakter zu folgen? Da mag man gerne gleich mit der zweiten CD weiterhören – mehr als eineinhalb Stunden versprechen Kurzweil und musikalisches Glück.

Juni 2021, Wolfram Quellmalz

Echo du Danube »Johann Philipp Krieger. 12 Trio Sonatas op. 2«, erschienen bei cpo

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