Projektorchester gastiert in Dresden
Der Beethoven-Bezug im Namen des Orchesters schien zunächst nicht zwingend, auch wenn die dritte Sinfonie des Jubilars, der im letzten Jahr nicht gefeiert werden durfte, zum Programm des Konzerts gehörte. Er (der Bezug) rührt vielmehr aus den unter dem Stichwort »BTHVN« gebündelten Aktivitäten, die in diesem Jahr fortgeführt werden sollen. Dazu zählt die Konferenz »Passion meets Profession«, welche in den letzten drei Tagen stattfand. Zu den Initiatoren zählen die European Orchestra Federation (EOFed) und der Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester e. V. (BDLO), dessen Präsident Helge Lorenz die Besucher am Montag in der Kreuzkirche begrüßte. Die beiden Organisationen betreuen europa- und bundesweit die Aktivitäten von in Orchestern spielenden Laienmusikern.
So wurden vor Konzertbeginn zwei Auszeichnungen für Projekte mit Laienmusikern von der EOFed vergeben: dem Italiener Nicola Malagugini wurde als Gründer und Koordinator des ersten Laienorchesters auf Sizilien, The Antonio Sciortino Orchestra in Catania, ein erster Preis verliehen, eine gleichwertige Urkunde erhielt der Musiklehrer, Violinist und Dirigent Thorn Magnus Reymert als Gründer und Leiter des NOR59 String Institute in Oslo.
Anders als Laien- und Projektorchester, die in Dresden oft zu erleben sind und durchaus programmatisch arbeiten, handelt es sich bei BETHVN 2021 – The Orchestra indes um ein einmaliges Projekt, allerdings mit professionellen Mentoren. Zudem konnte man mit Markus Stenz einen namhaften Dirigenten für sich gewinnen, der sonst in München, Hamburg, Mailand oder Boston tätig ist.
Dennoch hatten sich die Musikerinnen und Musiker von BETHVN 2021 einiges vorgenommen. Denn nicht nur Beethovens dritte Sinfonie birgt einige spieltechnische und strukturelle Hürden, auch Richard Strauss‘ »Tod und Verklärung« stellt ungeheure Ansprüche an den Klangkörper. Nun könnte man meinen, davon sollten Laien die Hände lassen, doch sind gerade solche Projekte auch dazu da, ihnen genau diesen Zugang zu großer Orchesterliteratur zu verschaffen.
Selbst professionelle Orchester erreichen die Subtilität und Stimmung in »Tod und Verklärung« nur nach jahrelangem Studium und intensiven Proben. BETHVN 2021 lockte die Farben mit viel Vibrato hervor und konnte sich auf die Bläser, vor allem die Oboen, wie sich auch bei Beethoven zeigen sollte, verlassen. Markus Stenz ordnete die Stimmen sorgsam, im Piano blieb der Klang dennoch etwas dick. Daß die Homogenität spätestens in den expressiven Passagen nachließ, kann man einem Laienorchester allerdings kaum anlasten (siehe oben).
Ludwig van Beethoven dagegen lebt in großen Teilen von der Energie (obwohl man auch bei ihm die Subtilität nicht vergessen sollte). Hier belebten sich gerade die Ecksätze durch den Kontrast von Bläsern und Streichern, die Fagotte wiederum erwiesen sich als sichere Stütze.
21. September 2021, Wolfram Quellmalz
Die Aufführung in Dresden wurde via Stream übertragen und kann über die Seite des Orchesters auf YouTube aufgerufen werden: https://bthvn2021.com/the-orchestra/