Weihnachtliche Klänge und Ausblick

Dresdner Kammerchor präsentierte sein Konzert online

Am Dienstag wären vermutlich viele Musikfreunde zur Annenkirche gepilgert, versprechen die Konzerte hier doch meist besondere Erlebnisse. Passend für die Zeit zwischen den Feiertagen hatte der Dresdner Kammerchor ein Programm um Heinrich Schütz‘ Weihnachtshistorie (SWV 435) zusammengestellt. Es fand nun ohne Publikum statt und wurde online präsentiert.

Mal eben so ein Konzert ins Internet stellen, ist nicht so einfach. Der Aufwand dafür ist erheblich, ob er durch virtuelle Eintrittsgelder oder Spenden gedeckt werden kann, läßt sich vorab nicht sagen. Der Dresdner Kammerchor hat jedoch bereits einige Radio- und online-Konzerte realisiert und Erfahrung mit solchen Formaten gesammelt. Das zeigt sich nicht zuletzt in der professionellen Kameraführung, die bei den Stimmen und Solisten bleibt, mit Ruhe durch den Raum schwenkt, oder bei Michael Praetorius‘ »Magnificat super Angelus ad pastores ait« und den Textzeilen »Mit Freuden laßt uns danken dem Herren« auf dem vergoldeten Jesus-Bild im Altar verweilt. Zwischen den beiden Konzertteilen ist die Annenkirche mit leuchtenden Weihnachtssternen von draußen zu sehen, Dirigent Hans-Christoph Rademann ergänzt in der Umbaupause mit kurzen Erläuterungen das Programm und entdeckt den Zuschauern manches zu Aufbau und Instrumentierung bei Schütz.

Das Programm entspricht der Ausrichtung des Chores und steht darüber hinaus nicht nur zwischen den Feiertagen von Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen zwei Jubiläumsjahren. Das aktuelle, zu Ende gehende, war ein doppeltes Praetorius-Jahr – Michael Praetorius wurde vor 450 Jahren geboren, er starb vor 400. Der Dresdner Kammerchor hat ihm zuletzt seine Weihnachts-CD »Es ist ein Ros« gewidmet. Aus dieser Aufnahme erklangen sieben Titel, unter anderem »Nun komm‘ der Heiden Heiland«, das Isabell Schicketanz (Sopran) anstimmte, und »Wie schön leuchtet der Morgenstern«. Wie auf der CD überzeugte auch das Konzert mit Ausgewogenheit, die zwischen den Solisten (außerdem Jonathan Mayenschein / Alt, Georg Poplutz und Tobias Mäthger / Tenor sowie Martin Schicketanz / Baß) und innerhalb des Chores herrscht. Das schließt weitere Solostimmen aus den Reihen des Kammerchores ausdrücklich ein. Nur daß einzelne Mikrophone etwas entfernt von einem Solisten stehen, sorgt mitunter für einen leicht indirekten Klang, der sonst aber, gerade in den Chorpassagen, von beeindruckender Farbe ist. Auch das Volumen suggeriert an vielen Stellen ein viel größeres Ensemble, ohne dabei die typische Verständlichkeit missen zu lassen.

Georg Poplutz hat schon viele Konzerte und Aufnahmen des Dresdner Kammerchores unterstützt. Von der Tragfähigkeit seines Tenors profitieren nicht nur Soli, sondern ganz besonders gregorianische Introitus und die Evangelistentexte bei Heinrich Schütz. Denn diesem, dessen 350. Todestag wir 2022 mit einem Festjahr gedenken, war der zweite Programmteil gewidmet. Dazu war das barocke Instrumentalensemble um Stefan Maass (Laute) von einer Continuo-Gruppe mit Bläsern auf ein kleines Orchester um Violinistin Margret Baumgartl gewachsen. Schütz‘ »Historia der freuden- und gnadenreichen Geburt Jesu Christi« kam in der konzentrierten Form aus Evangelistentexten und Geistlichen Konzerten (Chor) einem musikalischen Stern gleich.

29. Dezember 2021, Wolfram Quellmalz

Das Konzertvideo läßt sich auch weiterhin über die Seite des Dresdner Kammerchores aufrufen, der sich über Spenden für das Projekt freut:

http://www.dresdner-kammerchor.de

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