Preisträger des Ensemblewettbewerbs gekürt

Hochschule für Musik beweist Kontinuität

Was passiert eigentlich hinter den Türen der Kultureinrichtungen, wenn sie für die Öffentlichkeit vorübergehend geschlossen werden? Die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden setzte in den vergangenen zwei Jahren verschiedene Hygienekonzepte mit dem Ziel um, ihr Angebot an Lehr- und Forschungsveranstaltungen sowie -projekten aufrechtzuerhalten. Vieles fand seitdem unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, doch seit einigen Tagen können Veranstaltungen wieder besucht werden (es gilt die 2-G-Plus-Regel). Vergangene Woche fand wie in jedem Jahr wieder der Ensemblewettbewerb statt, anders als 2021 konnte er aber wieder vor einem Publikum im Konzertsaal ausgetragen werden, was KS Axel Köhler, den Rektor der Musikhochschule, besonders freute.

Kontinuität umfaßt viele Facetten. Dazu gehört in diesem Fall nicht nur eine Ständige Jury, die sich alle Wettbewerbsteilnehmer in den Kategorien Klassik und Jazz / Rock / Pop anhört, Kontinuität beginnt aber schon bei den Grundlagen, der Finanzierung. Der Ensemblewettbewerb existiert seit mittlerweile vielen Jahren. Aus ursprünglich einem Preis wurden drei: zum Kammermusikpreis des Fördervereins der HfMDD kam später der Stifterpreis »eco« (wie Echo), dessen Preisgelder über zehn Jahre lang von der BASF Schwarzheide kamen, mittlerweile aber eingestellt wurden. Ersatz fand der Förderverein bei seinen Mitgliedern, dem Ehepaar Hella und Peter Schmidt, das zuvor bereits den Stifterpreis Klassik ins Leben gerufen hatte, sorgte dafür, daß auch der eco erhalten blieb. Somit können sich je drei Ensemble aus unterschiedlichen Kategorien über ein Preisgeld von 2000 Euro freuen (maximales Preisgeld pro Person: 500 Euro).

Nicht nur Solisten und Orchestermitglieder wolle die Hochschule ausbilden, hatte Axel Köhler in seiner Moderation gesagt, neben diesen Schwerpunkten der Hochschule sei das Spielen im kleineren Ensemble enorm wichtig im späteren Berufsleben eines Musikers. Der Wettbewerb soll dafür eine Anregung sein.

Dieser »praktischen Spielwiese« stellten sich in diesem Jahr sechzehn Formationen. Das Spielen allein genügt dabei nicht – man muß sich auch organisieren können. Vorgabe im Bereich der Klassik waren daher keine bestimmten Werke, sondern Musik einer Zeit bzw. Epoche und die Anforderung. Die Ensemble mußten eigenständig ein Programm von zwanzig Minuten (1. Runde) oder eine halbe Stunde (2. Runde) ausarbeiten – überziehen verboten.

Die überzeugendsten Formationen wurden am Sonntag in einer Matinée ausgezeichnet. Das Esdi Streichquartett (Jiho Kang und Seungwoo Choi / Violine, Hyelin Yun / Viola und Jaehun Lee Violoncello) präsentierten Dmitri Schostakowitschs Streichquartett Nr. 3 mit unnachahmlicher Verve, arbeiteten dialogische und fugierte Passagen heraus, fanden aber vor allem zu einem stimmigen Ensembleklang. Dabei hatten sie wegen einer Coviderkrankung nur eine minimale Vorbereitungszeit gehabt! Für ihre Leistung erhielten die vier Studenten den Stifterpreis Klassik.

Eine kleine Überraschung gab es beim Kammermusikpreis des Fördervereins: eine Lieddarbietung hätte wohl nicht jeder bei einem Ensemblewettbewerb erwartet. Aber an der HfMDD bildet man schließlich Korrepetitoren aus, wie nicht nur die Juryvorsitzende Ulrike Siedel weiß. Das Liz Duo (Sujin Lee / Sopran und Seulgi Lee / Klavier) bewies mit sieben frühen Liedern von Alban Berg, wie tief Gesang und Begleitung verbunden sein können, wenn Vibrato und Piano dosiert eingesetzt werden, und wie geschlossen solch ein zyklisches Werk klingen kann.

Über den eco-Stifterpreis durfte sich Reboot the Mood (Laurin Köller / Trompete, Gabriel Gutierrez / Piano, Neil Richter / Baß, Moritz Grosch / Schlagzeug, Philipp Adam / Gitarre) freuen. Bei Jazzformationen ist manches anders: oft tragen sie eigene Werke vor (»Yugi« und »Solace«), etwas Choreographie der Bewegungen gehört eben zum Auftritt bzw. zur Performance. Und daß sich Laurin Köller während des Stücks ans Publikum wandte – bei einem Streichquartett undenkbar!

Der groovige Sound machte neugierig. Immerhin soll aus Reboot the Mood mehr als ein Wettbewerbsbeitrag werden. Bisher haben sie bereits einen Instagram-Auftritt, die Internetseite soll folgen, und im Sommer eine CD.

23. Januar 2022, Wolfram Quellmalz

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