Benefizkonzert mit osteuropäischer Passionsmusik

Junges Ensemble Dresden in der Himmelfahrtskirche Dresden-Leuben

Auch an diesem Wochenende gab es in Dresden verschiedene Benefizveranstaltungen. Berührend und schön ist es immer wieder, wenn solche Anlässe nicht nur einer Notwendigkeit folgen und dringend benötigte Spenden einwerben, sondern wenn darüber hinaus eine innere Verbundenheit deutlich wird. Das seit 2005 bestehende Junge Ensemble Dresden sieht sich seit seiner Gründung dezidiert als eine Brücke nach Osteuropa. Kein Überbleibsel aus der DDR-Zeit, sondern ein lebendiges Projekt, das Musik vermittelt und immer wieder für Austausch sorgt. Mit Chorreisen und sogar Auftragswerken trat das Junge Ensemble Dresden in Erscheinung. Die Konzertreise 2017 führte den Chor in die Ukraine.

Insofern kann das Ensemble aus einem Repertoire schöpfen, das sich durch Mitglieder, Dirigenten und die zurückliegenden Projekte stetig erweitert. Am Wochenende stellte das Junge Ensemble Dresden sein Passionskonzert in den Dienst des Aktionsbündnisses »Deutschland hilft« für die Nothilfe in der Ukraine. Nach einem Ausflug nach Senftenberg am Sonnabend war das Programm am Sonntagnachmittag noch einmal in der Himmelfahrtskirche Leuben zu hören.

Werke von überwiegend osteuropäischen, baltischen Komponisten standen im Mittelpunkt des Konzerts, das von zwei ukrainischen Volksliedern (»Mein Abendstern« und »Großer, andächtiger Gott«) eingerahmt war. Die meisten Stücke standen im Zeichen der Passion, manche, wie Carlo Gesualdos »Oh alle, die ihr am Weg vorbeigeht«, ließen sich auch losgelöst davon, auf eine persönliche Situation beziehen. Insgesamt hatten die meisten Kompositionen jedoch einen getragenen Charakter. Hier fehlte ein wenig die Aufhellung (zumal die Passionsgeschichte nicht in ganzen Teilen oder vollständig dargestellt wurde) gerade in dieser bedrückenden Zeit. Allerdings ergaben sich in der wunderschön ausgemalten Kirche, die um diese Tageszeit noch im hellen Tageslicht stand, mit dem Gesang der Amseln draußen ganz malerische Momente.

Was den Ausdruck betrifft, gehört das Junge Ensemble Dresden ohnehin zu den gestaltungsstarken Chören. Ob in der Mehrstimmigkeit der Renaissance oder den stimmungsvollen zeitgenössischen Werken – sie schienen sich alle ohne Brüche zu entfalten. Die in Litauen geborene Dirigentin Jurgita Česonytė hatte dem Programm einige litauische Kompositionen hinzugefügt, bewies generell ein gutes Zeitmaß – die Getragenheit schien somit nicht gedehnt. Daß auch die fremdsprachigen Texte verständlich blieben, ist man beim Jungen Ensemble Dresden eigentlich schon gewohnt.

Ein Erlebnisschwerpunkt war somit die innere Stimme oder Stimmung, die besonders im Stabat Mater dolorosa Urmas Sisasks zum Ausdruck kam. Die summenden Männerstimmen, die später in den Text einstimmten, schufen zu Beginn ein spannungsvolles Verharren im Schmerz. Rihards Dubras folgendes »O crux ave, spes unica« (»Oh Kreuz, sei gegrüßt«) begann im Dunkeln, bevor sich in der zweiten Strophe die mit der Passion verbundene Hoffnung ausbreitete.

Für besondere Höhepunkte sorgten William Byrds vielstimmiges »Ave verum corpus« (»Sei gegrüßt, wahrer Leib«), das ebenfalls ein Aufwärts in sich trägt. Arvo Pärt wiederum teilt den Chor in »Da pacem Domine« auf – ein Teil sang die Silben vereinzelt und getrennt, so daß die Choristen den Eindruck eines Instrumentariums, Glockenschlägen etwa, zwischen den im ganzen gesungenen Textzeilen erweckten.

Mit der Bitte um Frieden schloß das Konzert (incl. des deutschen Chorsatzes) ab.

28. März 2022, Wolfram Quellmalz

Das Junge Ensemble Dresden ist in diesem Jahr noch mehrfach in Dresden zu erleben, unter anderem im Rahmen der DresdnerMusikfestspiele (»Wie klingt Heimat« / 7. Juni, Kulturpalast). Im September findet ein musikalischer Dialog mit Bulgarien unter anderem in Bühlau seinen Ausdruck. Weitere Informationen unter: jungesensembledresden.de/

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