Programmänderung in Stimmung

Kreuzvesper vor dem Sonntag Judika

Wie manchmal derzeit war auch das Programm der Dresdner Kreuzvesper gestern mehrfach geändert worden. Erst mußte der angekündigte Chor absagen, dann Kreuzorganist Holger Gehring. Für ihn sprang Thomas Lennartz ein, Prorektor der HMT Leipzig und vormals Domorganist an der Dresdner Hofkirche. Aus dieser Zeit und der gemeinsamen Gestaltung des Dresdner Orgelzyklus‘ kennen sich nicht nur die beiden Organisten, Thomas Lennartz ist darüber hinaus seit langem mit den Gepflogenheiten der Kreuzkirche vertraut.

Für diesem Sonnabend tief in der Passionszeit hatte er ein Programm »O Mensch, bewein dein Sünde groß« zusammengestellt, daß zwar über die Jahrhunderte strich, aber nicht nach Virtuosität oder anderen Auffälligkeiten suchte, sondern vor allem mit einem hervortrat: einer innigen, oft vom samtigen Schimmer der Orgel gekennzeichneten Stimmung. Der Teil vor den Gemeindegesang war quasi symmetrisch aufgebaut: zwei Sätze aus Louis Vierne erster Orgelsinfonie schlossen Johann Sebastian Bachs Praeludium et Fugue f-Moll (BWV 534) ein. Zwischen die Werke und Teile waren weitere Bearbeitungen zu Chorälen und Liedern gesetzt. Und hier überraschte und überzeugte Thomas Lennartz‘ Programm besonders, weil es nicht nur lose zu einem Thema geknüpft war, sondern sich als sehr konzentriert erwies, was eine kontemplative Wirkung erlaubte. Gerade die stimmig zu einer Trias gefügten Bach-Stücke BWV 534 mit der Choralbearbeitung »Ich ruf‘ zu dir, Herr Jesu Christ« (BWV 639) in der Mitte verfehlte seine Wirkung nicht.

Mit Jan Jancas Orgelversen zu »Hilf, Herr meines Lebens« sowie Zsolt Gárdonyis Phantasie »Aus tiefer Not schrei ich zu dir« gab es zwei Werke zeitgenössischer Komponisten, wobei gerade die Phantasie mit der Tiefe bzw. einer Dämmerung überzeugte, aus der sie hervortrat. Fast schien das Werk in der Dunkelheit zu verharren, es hellte auch nicht auf, gab aber – dem Text folgend – die Chance auf Licht, den Impuls zum Aufbruch.

Dem Thema bzw. Motto der Vesper folgte das Gemeindelied »O Mensch, bewein dein Sünde groß« (EG 76). Pfarrer Holger Milkau erinnerte in seinem Geistlichen Wort unter anderem an den Textdichter Sebald Heyden und an den Weg des Liedes bzw. Textes, der schließlich als Choral sogar Eingang in Bachs Matthäuspassion gefunden habe.

Thomas Lennartz beschloß die Kreuzvesper mit Johann Sebastian Bachs Choralvorbearbeitung »O Mensch, bewein dein Sünde groß« (BWV 622).

3. April 2022, Wolfram Quellmalz

Am kommenden Sonntag soll wieder Gesang erklingen. Die Vesper vor dem letzten Sonntag nach Epiphanias gestalten Peter Kopp (Leitung), das Vocal Concert Dresden sowie Thomas Lennartz (Orgel) und Superintendent Christian Behr (Liturg). Weitere Informationen unter:  http://www.kreuzkirche-dresden.de bzw. http://www.vocalconcert.de

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