Markuspassion von Johann Georg Künstel

Ensemble cum passione in der Heilandskirche Dresden-Cotta

Das Ensemble cum passione ist ein Projektensemble, welches Robert Schad 2016 gründete. Sein Ansinnen ist es, die Praxis, daß semiprofessionelle Laienchöre gemeinsam mit professionellen Orchestern, Solisten und Dirigenten musizieren, eine zusätzliche, neue Facette zu geben. So gibt es bereits innerhalb des Ensembles cum passione eine Zusammenarbeit zwischen professionellen Musikern und Laien. Am 9. April wurde eine bereits für 2021 geplante Aufführung nachgeholt. Da eine Aufführung dieser Passion in Dresden bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte, war es höchstwahrscheinlich sogar eine Dresdner Erstaufführung.

Johann Georg Künstel (1645 – 1694) wurde vermutlich in der Nähe des oberfränkischen Kronach geboren und war nach einer längeren Amtszeit in Ansbach als Hoforganist, später als Hofkapellmeister in Coburg tätig. Sein Schaffen fand in einer für damalige Verhältnisse sehr groß dimensionierten und umfangreich gestalteten Passion nach Texten des Markusevangeliums  einen Höhepunkt, die etwa um 1691 … 94 entstanden sein muß. Das Werk war zu seiner Zeit sehr erfolgreich und beliebt und wurde nachweislich bis in das 18. Jahrhundert regelmäßig aufgeführt. Darin enthalten sind viele typische Merkmale der späteren Passionen des Barock, unter anderem der gezielte Einsatz von Chorälen, Turbachöre oder die streicherbegleiteten Jesusworte (»musikalischer Heiligenschein«).

Die Aufführung am Sonnabend vor Palmarum war mehr als bemerkenswert, sie war großartig! Die Zuhörer erlebten eine besondere Geschlossenheit sowohl bei den Sängern als auch den Streichern sowie gleichermaßen in ihrem Zusammenspiel.

Die Leistung der Solisten (Laura Keil / Sopran, Nanora Büttiker / Alt, Daniel Oehme / Altus, Yonah Raupers / Tenor und Clemens Weichard / Baß) war ebenfalls enorm, wobei Clemens Weichards Interpretation der Jesusworte besonders hervorzuheben ist – sein »Eli, eli lama asabthani?« (Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?) ging unter die Haut! In Bachs Matthäuspassion werden diese Worte verzweifelt herausgeschrien, hier hingegen vernahm man sie geradezu still, voll innerer Kraft hervorgebracht. Das noch leisere »eli« in der Wiederholung steigerte dies noch grandios! Überhaupt ist Clemens Weichards Rolle innerhalb des Solistenquintetts besonders zu würdigen. Wer ihn von früheren Auftritten kennt, stellte fest, daß er in seiner Gestaltungskraft überaus gereift ist.

Prägend für das Ensemble cum passione ist eine hervorragende Artikulation und Verständlichkeit, was auch diesmal wieder zutraf.

April 2022, Gastbeitrag von Magdalena Flügge

Nach Planung des Ensembleleiters soll Johann Georg Künstels Markuspassion im kommenden Jahr  »nach Hause« gebracht, sprich: in Coburg aufgeführt werden. Vielleicht wird sie dereinst zum Kanon der Passionen hinzugefügt und bleibt nicht nur ein ein- oder zweimaliges Sonderstück? Auf jeden Fall wäre eine regelmäßige Aufführung, wie wir sie ähnlich von Bach und Schütz kennen, eine Bereicherung der musikalischen Landschaft zur Osterzeit. Weitere Informationen zum Ensemble unter: ensemble-cumpassione.jimdofree.com

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