Jahresausstellung im Landesamt für Denkmalpflege wieder zugänglich
Kennen Sie Paul Wolff? Ja? Den »richtigen«? Personen mit dem Namen Paul Wolff oder Paul Wolf gab es gerade in der Zeit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts einige. Bekannt ist zum Beispiel der Architekt und Stadtplaner Paul Wolf (1879 bis 1957). Zwischen 1922 und 1945 wirkte er in Dresden, zeichnete für technische Gebäude, Schulen, Wohnhäuser verantwortlich. Zu seinen bekanntesten Entwürfen gehört das Sachsenbad. Damit tauchte sein Name bereits in der Jahresausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen »Architektur der Moderne in Sachsen« 2019 zum Jubiläum »100 Jahre Bauhaus« auf.

Doch Paul Wolf oder Paul Wolff gibt es noch mehr – konkretisiert man die Suche mit dem Zusatz »Photograph«, wird die Suchmaschine zunächst bei Paul Wolff (1887 bis 1951), gebürtig in Frankfurt am Main, fündig. Doch auch in Dresden gab es einen Photographen Paul Wolff (1876 bis 1949), ursprünglich aus Hermsdorf. Spätestens ab 1917 ist er in Dresden ansässig, ab 1933 als Photograph. Er arbeitete vor allem im Auftrag für Firmen und Institutionen, die man heute wohl unter »Tourismus« zusammenfassen würde. Landschaften, Städte, Ausflugsziele finden sich auf seinen Bildern, aber auch Schlösser und Mitglieder des Adels.
Das Landesamt für Denkmalpflege ist, in Einzelfällen durch gezielte Erwerbung, zum überwiegenden Teil durch den Erhalt von Nachlassen, im Besitz von über 5500 Glasplattennegativen und 1600 Positiven (Papierabzügen) aus der Arbeit Paul Wolffs. Die aktuelle Jahresausstellung ist ihm gewidmet. Nachdem die Schau pandemiebedingt zunächst nur online besichtigt werden konnte, kann sie mittlerweile auch im Ausstellungsbereich des Ständehauses an der Brühlschen Terrasse besucht werden. Derzeit allerdings (noch?) nicht wie gewohnt zu den üblichen Öffnungszeiten, sondern ausschließlich mittwochnachmittags und nur mit Voranmeldung. Es wäre schön, wenn diese Einschränkung künftig entfallen könnte, dennoch lohnt der Besuch schon jetzt, denn er beinhaltet eine Führung und Erklärung zu Arbeit und Werken, was in jedem Fall zu empfehlen ist. Beispielweise erfährt man viel darüber, wie Paul Wolff die Bilder für seine Auftraggeber – oder im Sinne des Tourismus – bearbeitet hat. Denn auch wenn es um 1930 noch kein digitales »Photoshop« gab, war man sich der Mittel der Bildbearbeitung und ihrer Wirkung durchaus bewußt. Wohlgeformte Wolkenformationen über einem See, kontrastierende Gärten vor einem Schloß oder hinzugefügte Personen, wenn das Ausflugsziel gerade zum Phototermin mit gutem Wetter, aber zu wenig Gästen aufwartete – Paul Wolff hatte nicht nur ein »gutes Auge«, er arbeitete auch handwerklich exakt und mit Geschick. Man erfährt: selbst bei schwarz-weiß-Photos läßt sich die Stimmung des Hintergrunds aufwerten, wenn man die Glasplatte rot färbt.
April 2022, Wolfram Quellmalz
Noch bis 22. Juli: »Der Fotograf Paul Wolff (1876-1947)«, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Schloßplatz 1, Der Besuch ist kostenlos, seit dem 19. Mai kann die Ausstellung ohne Voranmeldung von Montag bis Freitag, 10:00 bis 16:30 Uhr, besucht werden. Postkarten und ein Begleitheft liegen kostenlos aus und können digital heruntergeladen werden:
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