Pontifikalamt in der Katholischen Hofkirche Dresden
Am vierten Sonntag der Osterzeit hielt Bischof Heinrich Timmerevers das Pontifikalamt in der Katholischen Hofkirche Dresden (Kathedrale). Doch nicht nur der festliche Sonntag war Anlaß, sondern auch das 25jährige Dienstjubiläum von Domkapellmeister Matthias Liebich. Gleichzeitig erklang die (nachgeholte) Uraufführung der Ostermesse zum Bistumsjubiläum (eigentlich schon für 2021 vorgesehen) von Thomas Gabriel. Der Sonntag stand noch einmal im Zeichen des Guten Hirten, worauf Bischof Heinrich Timmerevers sich auch in seiner Predigt bezog.
Für die musikalische Gestalt des Gottesdienstes waren Domkapellmeister Matthias Liebich und Domorganist Sebastian Freitag verantwortlich. Letzterer bewies in seiner Auswahl der Stücke zu Kommunion (Ralph Vaughan Williams: Choralpredlude on »Rhosymedre«) und Auszug (Herbert Sumsion: Ceremonial March) erneut Mut und Sinn für Stücke abseits des gängigen oder erwarteten Repertoires – daß man auf der Silbermannorgel nicht nur Bach spielen könne, sagt sich leicht, es auch sinnig umzusetzen, erfordert Könnerschaft und Verständnis für Werke und Raum. Die anglikanischen Komponisten zumindest bekamen einen würdigen Nachhall.
Die Ostermesse wurde von den Dresdner Kapellknaben, dem Kathedralchor Dresden und Musikern der Sächsischen Staatskapelle Dresden aufgeführt. Den Solosopran hatte Viola Michalski überkommen. Die Komposition stellt die beiden Chöre mehrfach gegenüber, wobei der Kathedralchor den lateinischen, die Kapellknaben den deutschen Text sangen. Vor allem die romantisch gehaltenen Messeteile (Kyrie, Sanctus) berührten mit einem sinfonischen Klang und einer Farbigkeit, die ein wenig an Camille Saint-Saëns erinnerte. Für Gloria und Agnus Dei dagegen hatte Thomas Gabriel rhythmisch-jazzige Anklänge gewählt – ein Gegensatz, den man hinterfragen darf. Manches, wie das melodische »Herabsinken« des Chores im Gloria, wo sich die Stimmen mit denen der Flöte verbanden, schien in der Intonation schwierig, der folgende Aufschwung mit seiner Steigerung bis zum »Amen« hingegen gelang ungemein packend. Im Agnus Dei wiederum betörte eine Passage mit Solosopran, Flöte und Hörnern.
Nicht nur das Pontifikalamt hatte viele Besucher, das ganze Wochenende war vom Miteinander geprägt, denn es fand zudem ein Ehemaligentreffen der Kapellknaben statt.
Am Ende des Gottesdienstes gab es für Domkapellmeister und Komponist den verdienten Dank, verbunden mit einem Blumengruß. Für Matthias Liebich war es gleichzeitig vielleicht der erste Teil seines Abschiedes. Er wird noch bis zum 31. August im Amt bleiben und danach in den Ruhestand gehen. Mittlerweile steht sein Nachfolger fest: Wie das Bistum Dresden-Meißen heute bekanntgab, tritt Christian Johannes Bonath am 1. September die Nachfolge Matthias Liebichs als neuer Domkapellmeister an. Der studierte Kirchenmusiker und Spezialist für Alte Musik ist unter anderem Gründer und Künstlerischer Leiter des Vokalensembles Ensemble Paulinum sowie des Barockorchesters pulchra musica. Zuvor war Christian Johannes Bonath als Kirchenmusiker unter anderem im Konvent der Wormser Dominikaner der Klosterkirche St. Paulus tätig, Erfahrungen mit Knabenchören sammelte er mit dem Knabenchor Gütersloh und der capella vocalis in Reutlingen.
10. Mai 2022, Wolfram Quellmalz