Ausstellung »Alef-Bet« in der Dresdner Kreuzkirche
Draußen an der Fassade gibt es eine Gedenkplatte, welche an die jüdischen Bürger der Stadt erinnert. Immer wieder ist die Dresdner Kreuzkirche an Veranstaltungen zum Gedenken, an christlich-jüdischen Begegnungen beteiligt. Aktuell ist in der Ausstellungskapelle »alef-bet iwri – das hebräische Alphabet« zu sehen. Die in Wien geborene, in Dresden lebende Künstlerin Lieselotte Theil-Hurshell hat in 9fW6Fs1l22 Bildtafeln die Buchstaben des jüdischen Alphabets – von alef bis taw – dargestellt.

Die Gouasch-Bilder beziehen sich auf jeweils einen Buchstaben, der oben rechts zu sehen ist, und seine Bedeutung. Ein Katalog erklärt dazugehörige Psalmtexte und die Gedanken, welche die Künstlerin mit den jeweiligen Darstellungen und Symbolen verbindet. Somit ergeben sich schon in der Betrachtung (mindestens) drei Ebenen: das gesamte Bild kann als Szene oder Stimmung wahrgenommen werden, darin finden sich Symbole des jüdischen Lebens und Glaubens, der Buchstabe setzt darüber hinaus einen Schwerpunkt mit kaligraphischer Qualität. Manche Bilder ordnet, wer mit den Inhalten vertraut ist, schnell ein, erkennt beispielsweise die Erfurter Synagoge (bet), aber auch der nicht eingeweihte findet Anknüpfungspunkte, wie im Hell und Dunkel von tet (Der neunte Buchstabe, »der Tag für das Licht und die Nacht für die Finsternis«, die wahre Schönheit, die von Rebekka verkörpert wird). Und findet sich in shin (Der Ewige hütet alle, die ihn lieben, und alle Bösen vernichtet Er) nur das Symbol des Gebetsriemens, oder zeigt das Bild auch eine (Schnee)landschaft, in der sich ein Weg auftut?
Ob man die Ausstellung – dem Alphabet folgend – als Ablauf wahrnimmt oder sich einzelne Bilder herausgreift – so oder so gibt es Bezugsmomente und »Kontaktmöglichkeiten« (die sich im nachhinein vertiefen lassen). Über manches läßt sich meditieren oder sinnieren, wie dem letzten Buchstaben – ist es der wichtigste? Zumindest ist er verbunden mit der Botschaft, daß man auf das Ende achten solle, das am Anfang oft noch nicht zu sehen ist. Ergänzt wird die Schau mit zwei großformatigen Gemälden (zu den Elementen Wasser und Luft), die bereits in New Yorker Ausstellungen zu sehen waren.

Als die Künstlerin mit ihrer Idee zur Gemeinde der Kreuzkirche kam, mußte sie nicht lange werben und erklären, worum es ihr ging, sondern fand im Haus und bei Pfarrer Holger Milkau aufgeschlossene, um die Sache bewußte Partner. Zur Eröffnung waren außer Holger Milkau (Begrüßung) und dem Laudator Landesrabbiner Alexander Nachama (Erfurt) auch Dresdens ehemaliger Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner, Klaus-Peter Hanke (Oberbürgermeister der Stadt Pirna), Dr. Nora Goldenbogen (Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen) sowie Dr. Rainer Thümmel (Vorstand Freundeskreis der Synagoge) anwesend. Für die musikalische Umrahmung sorgte Alexander Bersutsky (Violine).
»Alef-Bet« ist noch bis zum 9. September in der Dresdner Kreuzkirche zu sehen.
http://www.kreuzkirche-dresden.de
lieselotte-theil-hurshell.de