12. Ensemblewettbewerb der Musikhochschule mit drei Preisträgern
Vergangene Woche fand der zwölfte Ensemblewettbewerb an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden statt. Zwischen dem solistischen Üben und dem Spielen im Orchester oder der Bigband ist das Ensemble ein wichtiges Bindeglied musikalisch-basisdemokratischer Arbeit, verwies Hochschulrektor KS Axel Köhler auf die Bedeutung. Auch sei ein frühes Kennenlernen von Wettbewerben generell dem späteren Berufsleben eines Musikers, welches einem ständigen Wettbewerb gleicht, nur dienlich. Insofern trägt der Wettbewerb alljährlich zum Ausbildungsprofil der Studentinnen und Studenten bei – in diesem Jahr beteiligten sich zwanzig Ensemble, die ab Donnerstag (Klassik) und Freitag (Jazz / Rock / Pop) um die Plätze spielten. Zunächst war die Klassik noch mit 12 : 8 in der Überzahl, doch bereits in der zweiten Runde (Sonnabend) hatte sich diese Gewichtung egalisiert. Als Preisträger wurden am Sonntag ein klassisches Klaviertrio sowie zwei Jazzensemble ausgezeichnet. Pianist Victor Möhmel konnte sich dabei gleich über zwei Preise freuen, denn er leitet nicht nur das Victor Möhmel Trio, sondern wirkte ebenso im Quartett des Saxophonisten Timur Valitiv mit.

Die Preisträger: Moa Trio (Stifterpreis Klassik), Victor Möhmel Trio (Kammermusikpreis des Fördervereins), Timur Valitov Quartett (eco-Stifterpreis), DAAD-Deutschlandstipendiat Raef Badrkhan, jeweils rechts: Rektor Axel Köhler, Prorektorin Claudia Schmidt-Krahmer, Fördervereinsvorsitzender Wolfgang Schaller, Förderer Peter Schmidt (mit Brille),Photos: NMB
Den Vormittag begann das Moa Trio, welches den Stifterpreis Klassik zugesprochen bekam. Eine großzügige Spende des Ehepaars Hella und Peter Schmidt ist nicht nur Grundlage dieses Preises, sie erhielt außerdem den eco-Stifterpreis, aus dem sich die BASF Schwarzheide vor einiger Zeit zurückgezogen hat und der sonst vielleicht hätte aufgegeben werden müssen. Mit Anton Arenskys Klaviertrio stellten Joonbyeong Lee (Klavier), Hyojeong Kim (Violine) und Jaehun Lee (Violoncello) ein Werk vor, daß Johannes Brahms und César Franck folgt und hier mit ausdrucksstarker Emotionalität für Überraschung sorgte – Arensky galt es für viele Besucher noch zu entdecken.
Derer (Besucher) hätten es noch ein paar mehr sein dürfen, auch von den Freunden der HfM, welche schließlich einen der Preise stifteten. Während anderenorts das Publikum wieder »zurück« ist, schien dieser Schritt im Konzertsaal der Musikhochschule am Sonntagvormittag noch nicht vollzogen. Aber vielleicht lag es ja auch am Format des Preisträgerkonzertes? Natürlich kann man, wenn die Grenzen zwischen »U« und »E« (Unterhaltung und ernsthaft) aufgehoben werden, Barrieren beseitigen, andererseits fühlen sich manche Genre in ihrer gewohnten Umgebung eben mehr zu Hause und haben dort ihr Publikum. Insofern wäre zu überlegen, ob der lobenswerte Wettbewerb an dieser Stelle mehr Profilschärfe erreicht, wenn beispielsweise die Jazz-Ensemble im Rahmen eines Clubs und abends wirken, der Konzertsaal zur Matinée scheint ihnen doch fremd. Nicht zuletzt wegen der Verstärkung – an diesem akustisch ausgefeilten Ort doch eigentlich unnötig, irritiert sie, weil die gewohnte Zuordnung von Klang und Geräuschquelle (Instrument / Lautsprecher) verschiebt, auch ist die teils enorme Lautstärke gewöhnungsbedürftig.
Sowohl das Victor Möhmel Trio (Kammermusikpreis des Fördervereins) wie auch das Timur Valitiv Quartett (eco-Stifterpreis) trugen eigene Werke vor, keine Jazzstandards, selbst wenn sie einige wenige Zitate oder Anspielungen gebrauchten. Natürlich ist die frontale Wahrnehmung im Konzertsaal wohl anders als in einem Klub. Beim Victor Möhmel Trio gefiel die geschlossene Form aus drei miteinander verbundenen Sätzen (und einem schönen Jazz-Andante in der Mitte), die von zwei der drei Spieler geschrieben wurden, das Timur Valitiv Quartett zeigte besonders mit seinem dritten Stück (Sidestep) seine mitreißenden Qualitäten.
Über den Wettbewerb und dessen Preise hinaus darf sie die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden über ein weiteres Deutschlandstipendium freuen. Sie werden an ausländische Studenten vergeben, die durch ihr Wirken eine akademische und kulturelle Bereicherung darstellen und außerdem durch ein ehrenamtliches Engagement auffallen. Mit Raef Badrkhan (Gitarre) kann Axel Köhler stolz auf mittlerweile siebzehn (ursprünglich fünf) Stipendiaten verweisen.
23. Januar 2023, Wolfram Quellmalz