Elbland Philharmonie Sachsen zu Gast in der Dresdner Musikhochschule
Die Kooperation zwischen der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und dem Orchester der Elbland Philharmonie Sachsen soll künftig sogar noch vertieft werden, kündigte Ekkehard Klemm, der einerseits an der Hochschule Orchesterdirigenten ausbildet und andererseits Chefdirigent der Elbland Philharmonie Sachsen ist und hier verbindlich wirken kann, vorab an. Für diese Zusammenarbeit setzt er sich auch einmal ins Orchester, wie am Mittwoch, als er in Haydns »Feuersinfonie« (A-Dur, Hob. I:59) das Continuo-Cembalo übernahm. Die Leitung überließ er Studenten der HfM. Benedikt Kantert übernahm das Dirigat in Joseph Haydns Sinfonie Nr. 59 – für ihn wie für seine Kommilitonen eine wertvolle Möglichkeit, vor dem Orchester zu stehen. Für die anderen beiden ging es zusätzlich allerdings um Master- oder Modulprüfungen.
Obwohl das »Feuer« im Titel erst später zugefügt wurde und auch nur einen indirekten (nicht sicheren) Bezug hat, finden sich in Haydns Sinfonien natürlich ohne weiteres »feurige« Passagen. Benedikt Kantert hatte jedoch nicht diese allein im Sinn, sondern eine ausgewogene Balance der Tempi sowie zwischen Tutti und einem beherzten Basso continuo. Das war nicht zuletzt in der Kontrastschärfe zwischen Baß und hohen Streichern zu spüren. Mißlich waren allerdings manche Hornkiekser, welche erst später am Abend bei Beethoven ausgemerzt wurden.

Die drei Dirigenten des Abends: Benedikt Kantert, Tim Fluch und Alexander Sidoruk, Photos: HfM, © Klaus-Dieter Brühl (Benedikt Kantert) und Anna Werner (Tim Fluch)
Tim Fluch hatte in seinem Stück, Wolfgang Amadé Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 (A-Dur, KV 488), zusätzlich zu berücksichtigen, daß hier zwei Solisten auftraten – nacheinander. Darauf hätte Ekkehard Klemm lieber hinweisen sollen, als er zu Beginn die Dirigenten kurz vorstellte. Denn außer ihnen waren zwei Klavierabsolventen dabei: Jiaao Yu spielte nur den ersten Satz, I-Shan Lu übernahm Andante und Allegro assai in Mozarts Werk. Das war insofern unglücklich, weil einen geschlossenen Eindruck nicht nur die Unterbrechung hinderte, auch die Werkauffassung beider Interpreten unterschied sich. Während Jiaao Yu geläufig das Eingangs-Allegro sprudeln ließ (I-Shan Lu bevorzugte einen kräftigeren, weniger eleganten Zugriff), nahm es seine Kollegin danach (über die Satzbezeichnung hinaus) deutlich langsamer, gelassener. Im direkten Vergleich wirkte dies gebremst, und die Frage, wie sich Jiaao Yu den langsamen Tempi genähert hätte, blieb offen. Immerhin bereitete es Tim Fluch und dem Orchester keine Mühe, sich auf beide Solisten einzustellen – insofern war nicht nur die Leistung, sondern auch der Erfahrungsgewinn für die Beteiligten gegeben.
Und die durften noch einmal zulegen: Alexander Sidoruk dirigierte am Ende des langen Abends Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 6 (»Pastorale«). Während er die ersten beiden Sätze mit ihren vielen Soli bildhaft deutete und reich darstellte, wirkten die folgenden drei, eng verknüpften, weniger detailliert und differenziert. Die dramaturgische Steigerung (über Gewitter und Sturm) gelang zwar formal, in der Spannung jedoch nicht mehr so überzeugend wie zu Beginn.
2. Februar 2023, Wolfram Quellmalz