Verleih uns Frieden

Andacht in der Loschwitzer Kirche

Auch die kleine Kirche im Dresdner Stadtteil Loschwitz gedachte am vergangenen Wochenende (Vesperzeit am Sonntag) der Zerstörung der Stadt vor 78 Jahren. Der Ort ist immerhin ein bedeutender: mitten in einem der malerischsten Umgebungen der Residenzstadt an einem Weinberg gelegen, war das Gotteshaus selbst in den Bombennächten zerstört worden. Nachdem die stehengebliebenen Grundmauern immerhin gesichert werden konnten (anders als bei der von den SED-Funktionären gesprengten Ruine der Sophienkirche in der Innenstadt, deren Altar heute in der Loschwitzer Kirche steht), wurde der Wiederaufbau immer wieder verzögert bzw. untersagt. Erst 1989 konnte damit begonnen werden, das Kleinod (kein geringerer als George Bähr, der auch die Frauenkirche erschaffen hat, war ihr Baumeister) wiederzugewinnen.

Engel im Innenraum der Loschwitzer Kirche, Photo: NMB

So verwunderte es nicht, daß die gelesenen Texte der Andacht neben solchen Friedrich Nietzsches, Dietrich Bonhoeffers und Martin Luther Kings auch den Augenzeugenbericht des Pfarrers in den Kriegstagen enthielten.

Musikalisch gedachten Kantor Tobias Braun (Orgel) mit Klaus Dieter Untchs Kleiner Phantasie zum Choral »Verleih uns Frieden gnädiglich« sowie Georg Muffats Toccata prima.

Margret Baumgartl trug mit zwei besonderen Interpretationen zum Abend bei: während Giovanni Bassanos Ricercare auf verblüffende Weise zeigte, wie nah die Solovioline der menschlichen Stimme kommen kann (passend vor dem Text »Wie liegt die Stadt so wüst« aus den Klageliedern Jeremia), gehört Heinrich Ignaz Franz Bibers Passacaglia g-Moll (Schutzengelsonate) aus den Rosenkranzsonaten zu den technisch und harmonisch aufregendsten Stücken seiner Art. Wie schön, wenn ein Gedenken derart lebendig ist!

13. Februar 2023, Wolfram Quellmalz

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