Nachgereicht:

Kammerchor ad libitum in der Kreuzkirche

Nicht vergessen werden soll – trotz vorgerückter Zeit und dem heute alle, nicht nur die Kulturseiten beherrschenden Thema Notre Dame – die Kreuzvesper am Sonnabend vor Palmarum in Dresden.

Im Programm (und in den Texten von Liturg Superintendent Christian Behr) war das Kreuzigungsthema kurz vor dem Ende der Passionszeit und dem Beginn der Karwoche an zentrale Stelle gerückt. Johann Nepomuk David hatte ebenso wie Zoltán Kodály ein Stabat Mater vertont, sich allerdings auf unterschiedliche Textfassungen bezogen. Während sich Kodály auf die (gebräuchlichen) drei ersten Strophen bezog, hatte David den gesamten Text eingefaßt und so eine vollkommen andere Tiefenwirkung erzielt. Doch auch Gioacchino Rossini (Quando corpus morietur), Johann Kuhnau (Tristis est anima me) und Ernst Friedrich Richter (Mein Gott, warum hast Du mich verlassen) stützten sich in ihren Werken auf Totenklage und letzte Worte. Mit Joseph Gabriel Rheinbergers Benedictus war darüber hinaus ein Werk blühender Romantik zu erleben.

Erfüllt wurde all dies vom Kammerchor ad libitum. Er ist uns hier und auch an anderer Stelle schon mehrfach aufgefallen, und es ist berückend, welche Homogenität und Intensität er – ohne jede Übertreibung – zu entzünden vermag. Hier wird stets fühlbar, was Text und Musik sagen wollen. Natürlich ist die Chorlandschaft in Dresden besonders reich, es gibt viele gute, sehr gute und großartige Chöre, doch muß, kann und darf man ad libitum unter diesen wieder einmal eine besondere Erlesenheit und Ausgewogenheit attestieren.

»Viel weiter oben«, und dennoch auf Augenhöhe, fand man den Organisten Thomas Lennartz, ehemals Kathedralorganist in Dresden und mittlerweile Professor für Orgelimprovisation und Liturgisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig.

Mit einem Pater noster (Jakobus Gallus) und Melchior Teschners »Laß mich dein sein und bleiben« ging eine gedankenvolle Vesperstunde zu Ende.

Sie sollten jedoch schauen, ob der Kammerchor nicht einmal in Ihrer Nähe auftritt:

http://www.ad-libitum-dresden.de/

16. April 2019, Wolfram Quellmalz

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