Preisträgerkonzert im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele
Im April fand am Sächsischen Landesgymnasium für Musik erstmals der Internationale Wettbewerb für junge Pianisten »Carl Maria von Weber« statt (wir berichteten). Nicht zuletzt sind solche Wettbewerbe wichtig für die Stadt Dresden, wo es neben dem Landesmusikgymnasium ja auchha eine Musikhochschule gibt. Bisher fand in der Region nur der Internationale Violinwettbewerb „Szymon Goldberg“ in Meißen statt.
Bereits im ersten Jahr konnte für den neuen Wettbewerb eine hochkarätige Jury mit international renommierten Pianisten wie Ewa Kupiec, Martin Helmchen und Antti Siirala gefunden werden, Unterstützer wie die Klavierbauer Bösendorfer (Wien) und August Förster (Löbau), die Carl-Bechstein-Stiftung, die Internationale Carl Maria von Weber Gesellschaft e. V. sowie die Dresdner Pianohäuser Weber und Kirsten zeugen von einer soliden Basis.
Im Nachgang des Wettbewerbes gab es zwei Preisträgerkonzerte, das zweite fand am Freitag sogar im Rahmen der Musikfestspiele im Konzertsaal der Musikhochschule statt. Anwesend waren Vertreter aller genannten Unterstützer (also auch aus Wien), wie Mario Zecher, Schulleiter des Landesmusikgymnasiums und Mirjana Rajić, die Initiatorin des Wettbewerbes, erfreut feststellen konnten.
Im Konzert präsentierten sich noch einmal die Bestplatzierten: fünfzehn von 44 Teilnehmern aus zwölf Ländern hatten Preise und Sonderpreise in vier Kategorien (nach Altersstufen) entgegennehmen können. Dabei zeigte sich, daß schon die Jüngsten enormes leisten und daß man mit Talent und Disziplin innerhalb von zwei Jahren von der Anfängerin zur Preisträgerin reifen kann: Katarina Bratić aus Serbien hatte den 1. Platz in ihrer Altersgruppe (Kategorie I, bis 12 Jahre) belegt, ihren ersten Klavierunterricht hatte sie mit neun Jahren erhalten.
Mariana Kriazhevskikh (Rußland, 1. Preis Kategorie II, bis 15 Jahre) bewies in Mendelssohns Rondo capriccioso große Gewandtheit und Gestaltungswillen, Daniel Vincent Streicher (Deutschland, 1. Preis Kategorie III, bis 18 Jahre) hatte sich Carl Maria von Webers 1. Klaviersonate vorgenommen. Immerhin hat Weber neben seinen berühmten Opernwerken ein beachtliches Œuvre von Klavierliteratur hinterlassen und trat selbst als Pianist auf. Seine Werke gehören daher zu den Pflichtstücken des Wettbewerbes, Allegro und Rondeau waren eine willkommene Bereicherung des üblichen Konzertkanons. Auch Babette Lehnert (Kategorie I) hatte bereits sein Momento capriccioso beigetragen.
Natürlich werden die Werke in den höheren Kategorien immer anspruchsvoller. Trotzdem konnte man nur verblüfft sein, nach den schon beeindruckenden Leistungen nun in der Kategorie IV (bis 21 Jahre) noch eine Steigerung zu erleben. Julian Gast hatte sich Franz Liszts »Vallée d’Obermann« aus den »Pilgerjahren« vorgenommen, ein wahres Tongemälde, welchem Ibrahim Ignatov (Bulgarien, I. Preis Kategorie IV) noch Carl Maria von Webers Sieben Variationen über »Vien quá, Dorina bella« (nach Francesco Bianchi) sowie Franz Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 6 hinzufügte.
Kaum weniger erfolgreich als Ibrahim ist übrigens sein Zwillingsbruder Hassan Ignatov. Als Zugabe spielten beide eine vierhändige Eigenkomposition: »Das Fest in Deliorman«.
Eine Fortsetzung des so erfolgreichen ersten Wettbewerbsjahrganges ist übrigens fest geplant, wie Mario Zecher bestätigen konnte. Im Biennalerhythmus soll er ausgetragen werden, wobei die »Zündung« der nächsten Stufe folgen soll: als Kooperation und mit dem Hochschulsinfonieorchester werden dann Konzertstücke zum Wettbewerbsumfang zählen.
9. Juni 2019, Wolfram Quellmalz