Alte Musik in Leubnitz

Neu geformte Musikreihe hat begonnen

Die Leubnitzer Orgeltage können bereits auf einige Jahre zurückblicken. Im September waren sie ein stetiger Zuhörermagnet und fanden nicht zuletzt Spender und Förderer, etwa für die Restaurierung der 1905 in den Originalprospekt neu eingefügten Jehmlich-Orgel – Orgeltage ohne Orgel, das gab es auch, Musik gab es immer! Nach mehreren »Wachstumsschüben« sind die »Tage« nun auf mehrere Wochen ausgedehnt, daher der neue Name.

Instrumentale und vokale Musik des italienischen Frühbarock präsentierte das Ensemble Donnafugata in seinem Programm »Arie e capricci amorosi« am gestrigen Sonntag auf höchst vergnügliche und kurzweilige Weise. Denn Amore – die Liebe – ist keineswegs immer »schön«. Sie ist zu Beginn leggiero (leicht), kann aber schnell traditore (trügerisch / verräterisch) oder gar crudele e incostante (grausam und charakterlos) werden. Doch nicht immer – leggiadro (anmutig) ist sie zuweilen doch. Unter diesen vier Charakteren stellten Noemi La Terra und Friedemann Condé die Musik vor. Girolamo Frescobaldi, Stefano Landi und Benedetto Ferrari della Tiorba ließen ihre Protagonisten über die Liebe sinnen – oder doch mehr an die Geliebten schmachten bzw. zürnen, je nachdem …

Wirklich herzerfrischend waren die vokalen Vorträge, vor allem der Mezzosopranistin. Beide Sänger ergänzten das umfangreiche Programmheft nebst Beilagen (Tabulaturen) mit Erläuterungen oder dem vorab gelesenen Text, was zum Verständnis und damit zum Vergnügen erheblich beitrug. Der Bogen ließ sich weit schlagen: von der Hingabe des Liebenden bis zur Posse einer Commedia-dell’arte-Truppe, und fand in halbszenischen Aufführungen einen Höhepunkt. Giovanni Battista Fasolo hatte eben noch Lucia und Cola sich gegenseitig überbietend streiten lassen (»Il carro di Madama Lucia«), da schien es noch, als bliebe Lucia ungetröstet. Doch kurz darauf gab es von Frescobaldis instrumentaler Partite sopra l’aria della Romanesca einen Umschwung direkt zu »A miel pianti al fine un di« – da ward doch Trost gespendet und lieblich mit den Augenlidern geklimpert!

Das Erfrischende steckt schon tief in der Musik, verschlingt sich in Schnörkeln und Kantilenen ebenso wie (frech) in Disharmonien. Karen Marit Ehlig und Karina Müller (Barockviolinen), Thomas Grosche (Viola da Gamba), Tabea Brode (Laute und Barockgitarre) sowie Elisabeth Hoyer (Truhenorgel) setzten sie markant und farbenprächtig ins Szene – so froh kann noch ein Streit der Geliebten sein! Überboten wurden sie dabei nur von der hingebungsvollen Lucia – Pardon! – Noemi La Terra. Großes Theater also zur Alten Musik in Leubnitz.

26. August, Wolfram Quellmalz

Nächstes Konzert der Reihe: Freitag, 06. September 2019, 19:30 Uhr, »Barocke Kostbarkeiten«, Sestetto di Dresda spielen Werken Arcangelo Corelli, Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel und anderen, weitere Informationen unter: http://www.musik-in-leubnitz.de

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