Abschluß des Heinrich Schütz Musikfestes
Am Sonntag überreichte Intendantin Christina Siegfried in der Dreikönigskirche Sir Roger Norrington den Internationalen Heinrich-Schütz-Musikpreis 2019. Der Dirigent, der 1962 den Schütz Choir of London gegründet hatte, ist nicht nur Musikwissenschaftler, sondern auch ein launiger Entertainer (Siegfried) und bekam die Auszeichnung für seine Verdienste um die Vermittlung der Musik von Heinrich Schütz zugesprochen. Er habe die Musik Heinrich Schütz »etwas bekannter gemacht in England«, bedankte sich der neue Preisträger bescheiden-ironisch, obwohl das, was er 1962 getan hat (und wovon bereits zahlreiche Aufnahmen gemacht wurden), noch gar nicht so »historisch informiert« klang wie nach der »Revolution« der historischen Aufführungspraxis in den 1970er und 80er Jahren. Aber heute führe Heinrich Schütz in Deutschland ein glückliches Leben (Norrington).
Musikalisch sorgte noch einmal der RIAS Kammerchor, »Artist in Residence« 2019, vor den Ohren des Preisträgers 2018, Hans-Christoph Rademann, und Françoise Lasserre, der Leiterin des Ensembles Akadêmia, das im nächsten Jahr im Mittelpunkt steht, für Glanz.
Der Chor und sein Leiter Justin Doyle hatten für den besonderen Anlaß des Abschlußkonzertes und der Preisübergabe beim Dresdner Komponisten Torsten Rasch eine Komposition in Auftrag gegeben, die sich auf Heinrich Schütz‘ Lukaspassion (SWV 480) beziehen sollte unnhald nun gemeinsam mit dieser erklang. Rasch hat dafür Texte zu den Sieben Elementen der Schöpfung Texte von Helmut Krasser schreiben lassen und diese für Chor und Violoncello solo (Anna Carewe) vertont. Die Sätze von »Seven«, eingefügt in die Passion, nahmen den Platz von Meditationspunkten ein und beeindruckten vor allem mit dem Ruhegehalt und der Konzentration von Stimmung, im Innehalten. Rasch läßt darin manchmal Stimmen aufeinander reflektieren, dann wieder schweben sie, scheinbar unabhängig, regen zum Assoziieren an. Begriffe wie Weite, Himmel oder eben (sozusagen im Umkehrschluß) »Wolken« liegen dabei nahe. Interessant wäre nun zu erfahren, ob die Teile von »Seven« allein auch so wirken oder ob sie allein als »Intarsien« wirken.
Der RIAS Kammerchor verlieh den Chorszenen der Lukaspassion emotionalen Nachdruck und stellte einen Teil der Solisten. Getragen war das Konzert wesentlich durch die phänomenalen Soli des Evangelisten Volker Arndt und des kurzfristig eingesprungenen Andrew Rickman als Pilatus, die nicht nur erzählerisch brillant zu erleben waren, sondern auch einfühlsam ausgestalten konnten.
14. Oktober 2019, Wolfram Quellmalz
Das Heinrich Schütz Musikfest 2020 findet vom 2. bis 12. Oktober statt. Weitere Informationen unter: http://www.schütz-musikfest.de