- Galeriekonzert im Stadtmuseum Pirna
Für zwei Protagonistinnen war es wie ein »Heimspiel«: Karoline Echeverri Klemm (Violine) und Nelly Sturm (Blockflöten, Dulzian) sind in Pirna geboren und aufgewachsen, mittlerweile leben sie in einem der europäischen Zentren für Alte Musik, in Basel. Am Sonnabend spürten sie mit Germán Echeverri Chamorro (Violine), ebenfalls aus Basel, und dem Dresdner Sebastian Knebel den musikalischen Affekten der Renaissancemusik nach.
Und die zeigte sich durchaus effektvoll – der Einfallsreichtum von Komponisten wie Marco Uccellini, Tarquinio Merula oder Salomone Rossi ist Alte-Musik-Freunden sicher schon bekannt gewesen, doch war schon hier zu hören, wie individuell nicht nur die Stücke sind, sondern auch, wie sich jeder Solist darin finden kann – der Varianten- und Schmückungsreichtum war in der Tat eine Zier! Und mit Dario Castello, Giovanni Antonio Bertoli oder Biagio Marini gab es für wohl jeden der anwesenden Zuhörer mehr als nur eine (alte) Neuentdeckung.
Das Quartett der Musiker zeigte sich dabei wandlungsfähig, nicht nur, weil durch die Zusammenstellung (mit ein oder zwei Violinen oder ohne, Piccolo-, Sopranblockflöte oder Dulzian) die Instrumentierung kurzweilig wechselte, die Stimmen blieben angenehm virtuos, gefühlvoll und in mannigfaltigen Stimmungen heimisch.
Mit Arie, Correnten, Canzone, Sonata oder Passacalle ging die Renaissancemusik schon formal weit über die Gattung der Triosonaten hinaus. Überhaupt war selbst dem Cembalo kaum eine »schlichte« Funktion als Begleitung zuzuschreiben. So wie sich Karoline Echerverri Klemm und Germán Echeverri Chamorro oder einer der beiden mit Nelly Sturm in Duetten abwechselten, konnte Sebastian Knebel sein prächtiges Cembalo klanglich-virtuos hervortreten lassen. Nelly Sturms Dulzian wiederum (die Flöten gehörten sowieso meist zu den ersten Stimmen) zeigte schon lange vor der Zeit Carl Philipp Emanuel Bachs und anderer, welche dem Fagott Solokonzerte zudachten, daß ein Dulzian mehr als nur »brummeln« kann. Am schönsten, ariosesten wohl in Giovanni Antonio Bertolis Sonata settima nach der Pause, einem Stück für kantablen Dulzian und Cembalo.
In der Familie der Holzbläserin hatte sich einst ein Maler gefunden, Erich Sturm (1894 bis 1989), der Großvater der Musikerin. Wie in jedem der Galeriekonzerte wurde auch diesmal ein Bild, »Hinterm Haus«, vorgestellt (Präsentation: Klaus Drechsler), einmal eben nicht als Teil der Sonderausstellung des Hauses, sondern aus »familiären Gründen«.
Mit Werken Andrea Falconieris wandte sich das Programm schließlich einem der berühmtesten Vertreter der Renaissancemusik zu. Die Affetti musicali hatten sich als lebhafte Gestaltungsmittel herausgestellt, nicht um des Effektes, sondern um der Musik, deren Ausdruckskraft Willens. Liebevoll, lebhaft, scharfkantig – mit vier Instrumenten ließ sich eine ganze Welt abbilden. Das zahlreiche Publikum (viele davon mit Kindern im Familienverbund) waren begeistert und bekamen schließlich Marco Uccellinis La bergamasca als Zugabe.
1. März 2020, Wolfram Quellmalz
Das nächste Galeriekonzert wird bereits das letzte vor der Sommerpause sein. Am 14. März stellen sich 17:00 Uhr die Teilnehmer von »Jugend musiziert« im Gewölbe des Pirnaer Stadtmuseums (Klosterhof 2) vor.