Kreuzkirche spendet mit geändertem Programm Hoffnung
Der einen herben Enttäuschung folgt manchmal gleich die nächste: Der Dresdner Kreuzchor mußte nach einer zu hohen Zahl in Quarantäne befindlicher Knaben seine öffentlichen Auftritte bis zum 10. Januar absagen. Anders als im manchem Vorjahr, als der Chor nur einmal oder gar nicht zu den Adventsvespern eingeplant war, hätte er diesmal mehrfach singen sollen, dazu die Aufführungen des Weihnachtsoratoriums, die Christmette … Doch mittlerweile sind selbst die Kantaten vier bis sechs des Weihnachtsoratoriums, für den 9. Januar geplant, abgesagt.
Als eine der wenigen Vesperveranstaltungen und mit einem großen Kreis verbundener Künstler konnte das Haus jedoch ein »Alternativprogramm« zusammenstellen, daß nicht nur Ersatz, sondern sehr ansprechend war, selbst wenn die Sängersolisten die Chor- und Choralpassagen mit Mundschutz sangen. Mit Heidi Maria Taubert (Sopran), Annekathrin Laabs (Alt), Jonas Finger (Tenor) und Clemens Heidrich (Baß) fand sich gar ein Quartett zusammen, daß man getrost als edel bezeichnen kann. Die Kantate »Nun komm der Heiden Heiland« (BWV 61), eigentlich dem ersten Advent zugeordnet, klang am Vorabend des zweiten hoffnungsfroh und strahlte Wärme, aber auch Erwartung aus. Mit dem »komm« betonte Jonas Finger in der Tenor-Arie eine Bitte, die Kreuzorganist Holger Gehring in der Orgeleinleitung des Abends (Choralbearbeitung BWV 661 zu »Nun komm, der Heiden Heiland«) nicht nur mit lichtvollem Silberklang eingeleitet hatte, er ließ darin bald das Thema im Pedalbaß folgen, mächtig schallen, so daß nicht nur Hoffnung und Erwartung klangen, sondern fast die Forderung war, daß er (der Heiland), doch nun endlich kommen möge.
Ungeduld führt jedoch oft zu nichts oder beeinflußt ein Geschehen negativ. Sich in Geduld üben, ist gerade in stillen Zeiten, seien sie nun liturgisch festgesetzt oder krisenbedingt verordnet, eine Gabe und Qualität. Auch, offen zu bleiben. So kam Superintendent Christian Behr nicht nur auf die Versammlungen von Coronaleugnern, Reichsbürgern und anderen zu sprechen, klagte sie nicht an (auch wenn er deren Treiben als befremdlich bezeichnete, was zumindest zwei der Besucher leider zum Gehen bewegte), sondern erinnerte daran, daß auch diese (Coronaleugner, Reichsbürger etc.), Teil der Gesellschaft seien und wir sie nicht ausschließen dürfen, die Arme offen behalten sollten.
Mit Ausschnitten aus dem Weihnachtsteil des »Messias« von Georg Friedrich Händel klang die Vesper, nachdem »Nun komm, der Heiden Heiland« noch einmal im Gemeindegesang für einen frohen Lichtblick gesorgt hatte, gediegen aus. Holger Gehring begleitete wie schon zuvor von der kleinen Truhenorgel aus das um ihn versammelte Barockorchester der Kreuzkirche Dresden (Konzertmeisterin: Anne Schumann).
6. Dezember 2020, Wolfram Quellmalz
Heute und an den kommenden Tagen (noch bis 11. Dezember) gibt es jeweils 17:00 Uhr die musikalischen Andachten der Striezel(markt)musiken mit wechselnden Programmen. An den kommenden Sonnabenden finden, ebenfalls um 17:00 Uhr, Adventsvespern statt. Über Programme und Mitwirkende informieren Sie sich bitte aus der Tagespresse sowie auf der Internetseite der Kreuzkirche: www.kreuzkirche-dresden.de/veranstaltungen