Endlich offen – Offenes Palais Dresden

»Von Liebe und Finsternis«

Auch im Palais im Großen Garten Dresden ging es endlich wieder los – die Konzertreihe Offenes Palais konnte am Freitag mit der 221. Veranstaltung im 21. Jahrgang fortführen, was über Monate unterbrochen gewesen ist – vergessen war es nicht, zeigte der Besucherzustrom. Das Palais bietet eine Menge Möglichkeiten, freute sich Thomas Friedlaender, der Organisator der Reihe, von den intimen Räumen an den Parkseiten und gelegentlichen Ausflügen in den Park bis zur Säulenhalle mit Kreuzgewölbe – hier, wo der Hall an den einer Kirche erinnert, spielten am Freitag Juliane Laake (Diskant- und Baßgambe) und Maximilian Ehrhardt (Barockharfe), wie immer in zwei Konzerten. Nicht C. ist der Grund für dieses Konzept, sondern das besondere Format: das über die Jahre gewonnene Publikum schätzt die Möglichkeit, zwischen dem frühen Nachmittag und dem Abend wählen zu können. Ausverkauft ist es eigentlich immer.

Gambe und Harfe – oder Harfe und Gambe? Schon das erste Stück, Girolamo Dalla Casa »Qual è più grand‘ o Amore« (Was ist größer, oh Liebe) offenbarte deutlich einen Liedcharakter mit der Singstimme in der Harfe. Was stimmte, wie Juliane Laake bestätigte: Madrigale gehörten im 16. und 17. Jahrhundert zu den neuen, revolutionären Gattungen, welche eben auch die Liebe besangen, nicht nur dem Text die Botschaft überließen, sondern auch der Musik die Expression der Gefühle hinzufügt. Solche Bearbeitungen hielt das Programm manche bereit, aber damit es nicht »unerträglich romantisch« würde (Laake), waren ein paar solistische Instrumentaltitel dazwischen gefügt.

Das Liebe nicht nur Freud, sondern auch Leid bedeutet, zeigte sich in manch melancholischer Wendung, doch blieb festzustellen, daß Harfe und Gambe hinsichtlich des Gesangs einander nicht nachstanden. In der Besetzung wie in der Auswahl blieben die Lieder und Madrigale von beflügelnder Leichtigkeit – und passend für den Ort. Auch im Englischen, man denke nur an Henri Purcell, haben Garden (im Sinne von Park), Flowers Einzug in die Musik gehalten.

Die Folge der Titel war durch einen Wechsel belebt, der nicht nur geläufige mit bekanntesten Stücken (wie Andrea Falconieris Canzone La Suave Melodia) kombinierte, sondern ebenso mit Viola da Gamba oder Harfe solo alle Gesanglichkeit und Stimmung aufbot. So ließ sich ein Charakter, eine Emotion ohne jedes gesungene Wort erfassen – wer hätte bei Diego Ortiz‘ Canzona Seconda nicht automatisch die Kastagnetten im Ohr gehabt, obwohl da doch nur Harfe und Gambe spielten?

Mit zwei Darstellungen der Erzählung nach Susanna im Bade aus dem Alten Testament von Giovanni Bassano und Adam Jarzebsky schloß das offizielle Programm nach einer ausgefüllten Stunde. Hier kamen nicht nur Schönheit und Begehren zum Ausdruck, sondern auch das Blinken und Perlen der Wasserstropfen.

Derart erfrischt, ließ sich das Publikum als Zugabe noch eine fein ziselierte Chacona servieren.

12. Juni 2021, Wolfram Quellmalz

Am 2. Juli gibt es die nächsten Konzerte (14:30 Uhr und 19:30 Uhr) im Palais im Großen Garten. Für das laufende Jahr hat das Offene Palais bereits viele weitere Veranstaltungen geplant, ein Offenes Palais extra ist in Vorbereitung, und im Oktober wird erneut das Heinrich Schütz Musikfest zu Gast sein. Mehr dazu finden Sie unter:

https://offenespalais.wordpress.com/

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