Dom und Klang in Freiberg
Gegenüber dem Dom gelegen ist der Bau der Annenkapelle in Freiberg fast schon ein wenig unscheinbar. Doch wer sich für das gesamte Ensemble mit dem Kreuzgang interessiert, stößt unwillkürlich darauf. Einen Tag vor der offiziellen Wiedereiweihung im Rahmen eines Festgottesdienstes am Erntedanksonntag hatten Interessierte am Sonnabend bereits die Möglichkeit, die restaurierte und wiedereröffnete Annenkapelle zu besuchen.
Im Rahmen von Dom und Klang, einer Reihe musikalischer Veranstaltungen am frühen Abend, öffneten Domführerin Sabine Lohmannund Domorganist Albrecht Koch die Türen des historischen Raumes für Besucher und Sinne.
Die Annenkapelle wurde als Begräbnisstätte und Lapidarium genutzt, heute ist sie Veranstaltungsraum für Gottesdienste im kleinen Rahmen und Andachten, oder eben für Dom und Klang.

Heute gibt es in der Kapelle Kunst aus vielen Jahrhunderten zu bewundern, eine Madonna auf einer Mondsichel (16. Jahrhundert), ein kunstvoller Taufstein und ein prachtvoller, barocker Holzaltart (ursprünglich Stadtkirche Hainichen) – jedes der Objekte hat eine eigene Geschichte zu erzählen und will beachtet werden.
Am beeindruckendsten ist aber wohl – gerade, wenn man hier andächtig sitzt und der Musik lauscht – das Schlingrippengewölbe, welches den spätgotischen Raum abschließt. Es war die erste Konstruktion bzw. Ausführung dieser Art in Sachsen, noch vor jenen in Annaberg-Buchholz (St. Annenkirche), Pirna (Kirche St. Marien) oder Dresden (Heinrich-Schütz-Kapelle im Residenzschloß). Dieses Ursprüngliche, noch nach dem Weg suchende, kann man dem Gewölbe heute noch ansehen und es macht einen großen Teil seiner Faszination aus.

Am Sonnabend konnte sich diese Faszination zu Klängen der modernen Winterhalter-Orgel, welche einen Gegensatz, aber keinen Bruch zur historischen Umgebung darstellt, reich entfalten. Albrecht Koch spielte dazu Musik aus Renaissance und Barock, aber auch ein modernes Stück von Jehan Alain »le jardin suspendu« (»Die hängenden Gärten«) schien gerade im Rahmen dieser Betrachtung(en) wie eine allegorische Musik.
Mit drei Werken Christian Heinrich Rincks klang diese erste Musik in der wiedergeweihten Kapelle aus – nun steht sie für Besucher offen.
3. Oktober 2021, Wolfram Quellmalz
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