Buxtehude als Mutmacher

Kreuzvesper vor dem Sonntag Laetare

Gleich fünf der acht beteiligten Musiker und Sänger mußte die Capella Sanctae Crucis Dresden kurzfristig ersetzen, darunter zuletzt auch Kreuzorganist Holger Gehring. Dennoch glückte es – ein Zeichen für die eigenen Ressourcen der Capella Sanctae Crucis Dresden und dafür, daß sie gut vernetzt ist.

So stand die Vesper musikalisch vor allem im Zeichen Dieterich Buxtehudes, und der zeigte sich als Mutmacher. Schon die mehrteilige Toccata in F (BuxWV 156), von Prof. Martin Strohhäcker für den Einzug intoniert, hob die bei vielen doch augenblicklich gedrückte Stimmung mit ihrer freien Art. Eine Toccata fast wie eine Phantasie – Buxtehude zeigte sich (nicht nur hier) als Mutmacher.

Mit den Divoti affetti alla Passione di Nostro Signore für Sopran, Alt und Basso Continuo von Giovanni Alberto Ristori präsentierten die Musiker ein Stück Dresdner Musikgeschichte. Freilich sind Ristoris Duette ursprünglich für die MiserereAndachten und Vespern in der Katholischen Hofkirche entstanden. Dorothea Wagner (Sopran) und Elisabeth Holmer (Alt) ließen sie mit einer beeindruckenden Lebhaftigkeit erstehen. Die Affekte des Werkes muten mitunter zwar ein wenig opernhaft an, waren jedoch nie unpassend oder übertrieben.

Ähnlich munter ging es danach mit Dieterich Buxtehudes Sonata C-Dur (BuxWV 266) weiter. Martin Strohhäcker (an der Truhenorgel), Annegret Teichmann und Adela Drechsel (Barockviolinen) sowie Katrin Meingast (Barockcello) und Ulla Hoffmann (Violone) zeigten eine andere aufgeweckte, einfallsreiche Seite des Meisters. Während die langsamen Sätze in ihrer Kürze fast Intermezzi glichen, machten die Verzierungen der schnelleren einen geradezu italienischen Eindruck. Mit anderen Überraschungen wartete Martin Strohhäcker im Gemeindegesang auf, als er das schlichte Lied »Korn, das in die Erde« (EG 98) in der Begleitung reich ausschmückte.

Von Schmuck und Freude dagegen sind wir – oder fühlen wir uns – derzeit mitunter weit entfernt. Superintendent Christian Behr nahm einen Text aus dem Johannesevangelium sowie den Liedtext über die aufgehende Saat, den wachsenden Weizen und den grünenden Halm auf, um diese Situation ein wenig zu fassen und daran zu erinnern, daß die Liebe in solchen Zeiten in Gefahr gerät »unter die Räder« zu kommen.

Dabei sind Situationen manchmal eben kaum faßbar. Noch einmal war es Dieterich Buxtehude, der stärkenden Worten einen kraft- und mutspendenden musikalischen Rahmen gegeben hatte. Die Kantate »Jesu, meine Freude« (BuxWV 60) mit Dorothea Wagner und Elisabeth Holmer sowie Johanes G. Schmidt (Baß) vermochte immerhin, Ruhe zu spenden, aber auch mit »Trotz« Anstoß zu geben. Anders als in Johann Sebastian Bachs Motette (BWV 227), welche die »Trauergeister« stärker mit den Stimmen der Nacht verbindet, sorgt Buxtehude mit einer melismatisch aufwärts gerichteten Figur dafür, den Blick zu heben.

27. März 2022, Wolfram Quellmalz

Für die Kreuzvesper am kommenden Sonnabend sind Orgelwerke mit Kreuzorganist Holger Gehring vorgesehen. Liturg: Holger Milkau. Mehr zum Programm finden Sie im Laufe der Woche unter: http://www.kreuzkirche-dresden.de

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