Professoren im Konzert
Nicht oft, aber (normalerweise) regelmäßig stellen sich auch die Professoren und Dozenten der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden einem Publikum im Konzert vor. Vladimír Bukač, seit 2002 Professor im Fach Viola an der HfM, war dabei schon oft zu erleben. Am Montag hatte er das Programm für eine Neuauflage der Reihe ausgewählt, eines, dessen Komponisten alle mit einem »B« im Namen beginnen – Brahms, Bruch und Bowen. Das vierte »B« fand der Initiator bei sich selbst – »4B« also war der Rahmen. Diesmal fand der Abend als Benefizkonzert statt, dessen Spendeneinnahmen (sowie durch ihn initiierte Unterstützungen) der Arbeit von UNICEF dienen werden.
Die Werke des Abends wählte Vladimír Bukač so aus, daß sich zunächst drei Sonaten- bzw. Duopaarungen fanden, alle begleitet von Prof. Andreas Hecker am Klavier. Ob es die Vorliebe war oder die Gewichtung der Stimmaufteilung? – Alle Werke gehörten der Epoche der Romantik / Spätromantik an. Johannes Brahms‘ erste Sonate für Klavier und Violine G Dur (Opus 78) mit Prof. Natalia Prischepenko stand am Beginn des Programms, ihr folgte »Kol Nidrei« für Violoncello (Prof. Emil Rovner) und Klavier von Max Bruch. Mit Edwin York Bowens Phantasie für Bratsche und Klavier übernahm Prof. Vladimír Bukač selbst den Solopart und spielte gleichzeitig das wohl exotischste Werk des Abends, zumindest das des am wenigsten bekannten Komponisten – den Vergleich mit Brahms und Bruch muß Bowen durchaus nicht scheuen.
Johannes Brahms‘ Sonate scheint die Wärme der Sommermonate, in denen sie entstand, zu enthalten. Natalia Prischepenko ließ sie großzügig verströmen, mit Andreas Hecker fand sie im Adagio – Più andante zu einem innigen Ruhepunkt. Nicht nur hier, im schlichten – wenn er es denn ist – Baß der Begleitung konnte Andreas Hecker mit einem wandlungsfähigen Klang beeindrucken. Er ist nicht nur in der Lage, sich verschiedenen Partnern anzupassen, er findet auch gekonnt und einfühlsam in Stücke ganz unterschiedlicher Couleur.
Bei Max Bruch stand das Klavier scheinbar im Hintergrund – Kenner wissen, daß seine Rolle deshalb um kein Jota kleiner ist. Die gesangliche, vordergründige Stimme ist dennoch die des Violoncellos – ob es von Vorteil ist, wenn der Spieler (Emil Rovner) selbst ausgebildeter Sänger ist? Das mag wohl sein, führte hier zu einem großen, nicht übertriebenen Wohlklang, kontrollierter Verve – zuviel Romantik wäre schädlich.
Noch einmal gab es einen Stimmungswechsel, denn der Charme der Viola ist oft ein herber. Er ist um so süßer, vielschichtiger, dunkler und grandioser. Vladimír Bukač stattete ihn glutvoll aus, in der Höhe wurde sein Instrument geradezu luftig.
Nach der Pause gab es eine Art Finale mit den drei Streichern, am Klavier übernahm nun Arkadi Zenzipér die Führung (oder Untermalung). Nichts anderes als Johannes Brahms‘ erstes Klavierquartett (Opus 25, g-Moll) stand auf dem Programm, jenes mit dem berühmten Rondeau alla Zingarese. Es hätte sicher gar nicht so schnell sein müssen, doch die Spiellust überwog hier wohl. Ergötzlich war, zu beobachten, wie die Quartettmitglieder, allesamt erfahrene Kammermusiker, aber auch ausgeprägte Individualisten, zueinanderfanden.
26. April 2022, Wolfram Quellmalz
Der Konzertplan der Musikhochschule ist wieder reichhaltig bestellt. Mehr dazu unter: www.hfmdd.de