Einmalig intime Form der Marienvesper

Ensemble Polyharmonique bei den Batzdorfer Barockfestspielen

Die 30. Ausgabe der Batzdorfer Barockfestspiele markiert nicht einen, sondern viele Höhepunkte. Die Geschichte der Künstlerkolonie reicht dabei noch um einiges weiter zurück als diese 30 Festspiele, die des Ortes bzw. des Herrenhauses gar um 750 Jahre – auch die gilt es zu feiern.

Am Wochenende gab es noch einmal alle möglichen Facetten der Idee Batzdorf zu erleben. Neben der Musik zählen die Bildenden Künste dazu, auf die man im und um das Schloß herum immer wieder trifft, wie die von Bettina Zimmermann gestalteten Lampen im Café. Das »Musikfest der Hofkapelle« wurde von Gastgebern und Gästen gemeinsam gestaltet, wobei es sowohl verschiedene Formen des Wiederhörens mit Lieblingsstücken oder -programmen gab wie im Laufe der Zeit neu hinzugefügte (oder wiedergefundene) Werke. An beiden Wochenendtagen lud das Fest mit je zwei Konzerten zum Verweilen ein [hier in den folgenden vier Artikeln einzeln berücksichtigt].

Photos: NMB

So war am frühen Sonnabendabend das Vocalensemble Polyharmonique mit Claudio Monteverdis Marienvesper zu Gast. Natürlich durfte man schon hier etwas Besonderes erwarten, denn statt der Aufführungen mit großem Chor und Orchester, die alte Gregorianik enthaltende Vespro della Beata Vergine hatten Polyharmonique eine Vespro da camera mit einzeln besetzten Stimmen zusammengestellt und Monteverdis Sätze um Psalmvertonungen und Geistliche Concerte Ignazio Donatis ergänzt. In jeder Hinsicht ungewöhnlich war diese besonders intime Form der Marienvesper.

Die einzelnen Stimmen sind geradezu betörend, wie sich die NMB bereits mehrfach überzeugen konnten, und lassen weder Kraft noch Verständlichkeit vermissen. Monteverdi hat sein Werk à 6 voci besetzt, so solistisch hört man sie allerdings kaum einmal. Die zweifach ausgestatteten Soprane bzw. Tenöre konnten somit auch die Echostimmen besetzen – entweder draußen hinter der Saaltür oder – wenn der Versablauf dies nicht gestattete – einfach durch einen Effekt, wenn der Sänger nach hinten gerichtet (also vom Publikum weg) stand.

Trotz dieser solistischen »Sichtweise« gelang dem Ensemble aber ein geschlossener Eindruck, hinzu kam, daß der schlanke Basso continuo (nur Cembalo, Laute und Dulzian) flexibel eingesetzt wurde, manchmal noch schlichter klang, dann wiederum fungierte der Dulzian (Adrian Rovatkay) als Verstärkung oder Ergänzung der Sängerstimmen denn als Begleitung. (Übrigens freuten wir uns über das Wiedersehen und -hören mit dem Lautenisten Magnus Andersson, der die NMB kürzlich wieder in Pillnitz so begeistert hatte: neuemusikalischeblaetter.com/2022/06/15/zauberhafte-lautenmusik/).

29. August 2022, Wolfram Quellmalz

Schreiben Sie einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Wechseln )

Verbinde mit %s