Junges Musikpodium feiert den Abschluß mit zwei Konzerten in Dresden und Berlin
Im September haben wir erstmalig das Junge Musikpodium Dresden-Venice besucht und ausführlich auf unserer Seite sowie in Heft 30 darüber berichtet. Nach dem spätsommerlichen Workshop im Veneto kehrten die Schüler aus Italien und Frankreich wie immer noch einmal nach Dresden zurück, wo ihre Kommilitonen am Sächsischen Landesgymnasium für Musik, dem wichtigsten Kooperationspartner des Podiums, beheimatet sind. Hier konnten neugierige Besucher und Mäzene in einer öffentlichen Probe und zwei Konzerten hören, was die jungen Musikerinnen und Musiker bei ihrem Ausflug gelernt haben. Für die Teilnehmer und jene Gäste, die auch im Veneto gewesen sind, war es eine erfrischende Wiederbelebung der Tage in Norditalien.
Vor allem venezianische Musik stand auf dem Programm, dazu Johann Adolf Hasses Sinfonia Opus 5 Nr. 6. Schon die Zusammenstellung war dramaturgisch ausgewogen. Statt »hiervon etwas, davon etwas« bot die Folge reizvolle Abwechslung wie kleine (heimliche) Bezüge. So brillierte Sopranistin Giulia Bolcato (trotz starker Halsschmerzen!) erneut mit drei Arien. Die erste davon »Anch‘ il mar par che sommerga« aus Vivaldis »Il Bajazet«, enthielt gleich unglaubliche Tonsprünge und Koloraturen, die Bolcato mit Glanz und Bravour gestaltete. Mancher dachte da wohl an die »Königin der Nacht« – die Sängerin wird schon bald mit dieser Rolle debütieren.
Ähnlich beeindruckend, beschwingt und koloraturlastig war Antonio Vivaldis Konzert für Violine, zwei Oboen, zwei Hörner, Fagott, Streicher und Basso Continuo RV 569. Dieses war seit dem September neu im Programm und zeigte den Solisten Alessandro Cappalletto auf der Violine gleichermaßen virtuos wie Giulia Bolcato kurz zuvor. Darüber hinaus überzeugte ein weiteres Mal die Zusammenarbeit bzw. das Zusammenspiel des Orchesters mit seinen fabelhaften Solisten (Thimothée Vendeville und Oliver Zschiedrich, Christiane Hultsch und Josef Nawrocki sowie Anselm Bruchholz).
Gleiches läßt sich von Pauline Schlouch und Isabell Thiele sagen. Die beiden Flötistinnen hatten schon im Veneto die Bearbeitung eines Konzertes für zwei Mandolinen gespielt. Und hier war sogar gegenüber dem Workshop eine weitere Steigerung zu spüren (hören). Anders als damals standen beide nun rechts und links vor dem Orchester (statt direkt nebeneinander), was sich als musikalischer Volltreffer erwies. Ohne unangenehm laut zu sein, entwickelten die Solostimmen eine große Präsenz, behielten aber ihre Feinheit – Chapeau!!!
Das Niveau war hervorragend, die Schüler (zwischen 14 und 18 Jahren) arbeiten wirklich schon hoch professionell. Trotzdem haben sie sich eine ungeheure Freude an der Sache bewahrt, also nicht »Spaß«, sondern die Freude des Gelingens. Dies erlaubt ihnen auch, spontan aufeinander einzugehen, was ganz wesentlich zum Eindruck beiträgt. Antonio Caldaras Chiaccona in B-Dur spielte das Orchester in Kammerformation ohne Dirigenten, Dirigent Massimo Raccanelli sorgte auch für Schattierungen, um zum Beispiel in einer Wiederholung leiser zu spielen, dafür aber die Lautenstimme (unverzichtbar: Ivano Zanenghi) hervorzuheben.
So war es nicht nur für die Zuhörer, sondern ebenso für die Ausführenden ein sichtliches Vergnügen, den Arien zu lauschen bzw. sie mitzugestalten. Und: wie schon in Italien war Baldassare Galuppis »Tu di me da me dividi« DER Hit des Abends, der selbstverständlich wiederholt werden mußte. Zur Information: Aristea glaubt, daß Megacle sie verlassen wird und fragt ihn deshalb »Du reißt dich von mir los?« Auch ohne genauere Kenntnis der Oper war für die Zuhörer klar: entweder Megacle geht lieber gar nicht oder er braucht nie wiederzukommen!
Mit viel Applaus und Dank an den Maestro Massimo Raccanelli sowie Blumen ging einer wundervoller Festabend zu Ende, an dessen Ende Massimo Raccanelli noch einmal Ulli Gondolatsch, der »Seele des Jungen Musikpodiums« dankte.
2. Dezember 2018, Wolfram Quellmalz