Sächsische Staatskapelle mit Bach und Mozart
Am Sonntag luden die Sächsische Staatskapelle Dresden und ihr Capell-Virtuos, Frank Peter Zimmermann, zur Matinée in die Semperoper. Mit dabei waren Zimmermanns Sohn Serge, der ebenfalls Violine spielt, sowie Antoine Tamestit (Viola), der darüber hinaus zum Zimmermann-Trio gehört. Man konnte also davon ausgehen, daß die Solisten innig verbunden sein sollten.
Das waren sie auch. Ob melodiöser Gleichklang, Phrasierung oder rhythmische Impulse – einiger geht es wohl kaum. Besonders die langsamen Sätze konnten betören, egal ob in den beiden d-Moll-Doppelkonzerten (BWV 1060R und 1043) mit Vater und Sohn oder den Solokonzerten A-Dur (BWV 1055) und g-Moll (BWV 1056), egal ob Adagio, Larghetto oder Largo – immer war der wiegende, wahrhaft innige Charakter herausgestrichen, konnten sich kantilene, äolische, geradezu ariose, atemvolle Linien entfalten. Hier traten die beiden Violinisten auch prägnant hervor, während sie in den Ecksätzen stärker mit dem Orchester verschmolzen und den Solocharakter dafür etwas zurückstellten. Manchem fehlte dann der gesangliche Vordergrund, die herausgestellte Position der Solovioline(n), selbst wenn man die Konzerte nicht mit anderen Fassungen für Oboe verglich. Darüber hinaus waren manche Verzierung, tremoloartige Rhythmisierung oder Punktierung sowie das forsche Tempo gewöhnungsbedürftig. Im Solokonzert 1055 schien der Anfang etwas zu »haken«. Dabei war die Verbindung des Capell-Virtuosen (ebenso seines Sohnes) mit dem Orchester sonst vortrefflich. Im Gegenteil: das Gegenüber, gerade im Doppelkonzert 1043, stellte konsequent die Solisten mit zwei ihnen antwortenden Orchesterhälften heraus. Im g-Moll-Konzert 1056 wiederum gelang Frank Peter Zimmermann gerade in den höchsten Lagen eine leichte Bläserfärbung auf seinem Instrument.
Nach dem Bach-Quartett folgte mit Mozarts Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur (KV 364) ein ganz anders geartetes Werk. Statt rhythmischer Struktur atmet es frei, verquickt die Solisten mit den Orchesterstimmen noch einfühlsamer, organischer. Wie schon bei Bach ergaben sich aus der Korrespondenz der Solisten mit den Orchestergruppen besonders reizvolle Eindrücke. So spiegelte die Bratschengruppe, vor der Antoine Tamestit stand, dessen sonore Stimme golden wider, während Baß und Hörner für ein kleines Beben, zumindest bis in den Bauch summenden Strom sorgten – glückliche Momente!
Fein blieb Frank Peter Zimmermanns Artikulation im Andante, während die Viola noch etwas gesanglicher und prominenter wirkte. Auch hier war der Baß die Bindung, die beide wieder vereinigte. Diese Bindung reichte aber noch viel weiter, denn in ihr fand sich, was mit Sinfonia concertante gemeint ist – die treffliche Vereinigung zweier Solisten mit ebensolchen Bläsern und Streichern. Für den Schlußapplaus holte Frank Peter Zimmermann daher alle Kollegen nach vorn an die Bühnenrampe.
24. März 2019, Wolfram Quellmalz
Das Konzert wir im Rahmen der Osterfestspiele am 18. April auch in Salzburg erklingen.