Ah Ruem Ahn im Landesgymnasium Sankt Afra
Bis zum 26. September wird das Pianoforte-Fest Meißen wieder sein Publikum mit Klavierabenden unterhalten. Sechs Konzerte stehen in diesem Jahr auf dem Programm, die im Landesgymnasium Sankt Afra, im Thürmer-Pianoforte-Museum Meißen sowie in der Villa Teresa Coswig stattfinden. Manche Pianisten wie Till Engel (am 30. August) kehren dabei wieder.
Auch Ah Ruem Ahn ist schon einmal im Pianoforte-Museum zu Gast gewesen. Gestern eröffnete die koreanische Pianistin den Reigen 2019. Mit Frédéric Chopin und Edvard Grieg, welche die beiden Konzerthälften ausfüllten, setzte sie dabei zwei besondere Schwerpunkte.
Mit den Mazurken Opus 33 zeigte die Pianistin, wie hochwertig und vielseitig die »Salonmusik« im 19. Jahrhundert war. In verschiedenen Charakteren wandelte Ah Ruem Ahn, mal tänzerisch, mal abwartend, verhalten, dann wieder übermütig. Frédéric Chopins dritte Klaviersonate ist ein vollkommen anderer Beitrag zum Œuvre seines Instruments und enthält viel mehr Struktur, als man bei diesem Komponisten gemeinhin erwartet und kennt. Ah Ruem Ahn gestaltete gerade die farbigen Passagen schwebend und bewies viel Differenziertheit. Ihr dynamisches Ausdrucksspektrum ist ungemein weit und vielschichtig. Schade nur, daß sie es oft bis an die Grenze auslotet und diesen Ausdruck noch mit Oberkörpereinsatz betont, gerade in den Schlußpassagen. Und manche verzögerte Pausen unterbrachen Chopins Fluß etwas.
Edvard Grieg liegt der Pianistin wohl besonders am Herzen, so hat sie 2016 auch den ersten und alle Sonderpreise beim Grieg-Klavier-Wettbewerb in Norwegen 2016 gewonnen. Zwei Kostproben dieses Vermögens gab sie mit einer Klavierfassung der Peer-Gynt-Suite und fünf der Lyrischen Stücke.
Besonders beeindruckte die Pianistin (erneut) mit der Farbigkeit ihrer Gestaltung, der fast impressionistischen »Morgenstimmung«, dem Glöckchenklang in »Åses Tod«, das Publikum wiederum ließ sich besonders von »Anitras Tanz« hinreißen, und auch der »Hochzeitstag auf Troldhaugen« (Opus 65 Nr. 6) weckte Begeisterung.
23. Mai 2019, Wolfram Quellmalz
Nächstes Konzert der Reihe: Volodymyr Lavrynenko spielt am 21. Juni Werke von Beethoven, Hindemith und Schubert in der Villa Teresa. Weitere Informationen unter: http://www.pianoforte-fest-meissen.de/