Konzertreihe im Schloß Pillnitz
Wie man etwas Besonderes noch mehr betonen kann, war am Sonnabend im Bergpalais des Schlosses Pillnitz zu erleben: das großartige Cembalo von Johann Heinrich Gräbner aus dem Museumsbestand erklang im Duett mit einem Hammerklavier (Kopie nach Johann Andreas Stein). Dies ließen sich viele Freunde der Alten Musik nicht entgehen, so daß es trotz eines Unwetters gut besetzte Stuhlreihen gab.
Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war von einem Übergang gekennzeichnet: den großen, oft mit vielen Registern und Pedalen für Spezialeffekte ausgestatteten Cembali stand plötzlich ein moderneres Instrument gegenüber: das Pianoforte, welches in der Bauart nach Gottfried Silbermann und Bartolomeo Cristofori schließlich einen Siegeszug antreten sollte. Doch bis zum modernen Konzertflügel war es noch ein weiter Weg. Denn zunächst waren die Instrumente verhältnismäßig klein, ihr Klang ungewohnt und durchaus noch nicht »größer« als jener der Cembali. Für einige Zeit existierten beide Instrumente nebeneinander, so daß manche Komponisten Duette für Cembalo und Hammerklavier schrieben und es sogar kombinierte Instrumente wie den Vis-a-vis-Flügel von Stein gab.
Das Leipziger CembaloDuo, Michaela Hasselt und Hildegard Saretz, hatte für das Konzert im Pillnitzer Bergpalais Werke zusammengestellt, welche an den oder für die Höfe in Potsdam, Rudolstadt oder Dresden entstanden waren – dort verfügte man über die modernen Hammerklaviere von Gottfried Silbermann.
Mit Johann Gottlieb Janitschs Quartetto VI c-Moll konnte man sich einhören in den ungewohnten Klang. Sonst erlebt man in der Alten Musik meistens Konzerte mit Hammerklavier ODER Pianoforte, allein die Kombination war eine für viele neue Erfahrung. Und es zeigte sich: das wunderbar erhaltene große Gräbner-Cembalo aus dem 18. Jahrhundert ist brillant im Klang und für einen konzertanten Einsatz bestens geeignet, während das Hammerklavier zwar einen im Gegensatz sehr klaren Ton »anschlägt«, aber auch kleiner, intimer klingt und eher für den Salon bestimmt scheint.
In der Kombination erwiesen sich die Instrumente als prächtig, dazu gab es mit Christoph Nickelmanns Concerto h-Moll (ein überaus lebhaftes Vivace) und Carl Philipp Emanuel Bachs Concerto G-Dur (Wq 43 / 5) Werke, die ebenso wie Janitschs Quartett aus der Sammlung Friedrich Augusts II. stammten. Die Entdeckungen der damaligen Zeit halten ohnehin viel Unbekanntes parat. Zweimal waren Michaela Hasselt (Cembalo) und Hildegard Saretz (Hammerklavier) auch solistisch zu erleben: Christian Petzolds Suite de Clavessin B-Dur war ein »Vorführstück« für das Cembalo, Georg Gebels Partita B-Dur war dem Hammerklavier vorbehalten.
Nicht zu vergessen ist, daß man sich kaum einen passenderen Ort für diese Musik als den prächtigen Saal des Bergpalais mit seinen japanischen Wand- und Deckenbemalungen denken kann. Wieder zu erleben beim nächsten Konzert im September.
14. Juli 2019, Wolfram Quellmalz
Nächstes Konzert der Reihe: »The Spirit of Gambo« Katharina Holzhey spielt Werke von Georg Philipp Telemann, Marin Marais und Carl Friedrich Abel, 28. September, 17:00 Uhr, Kunstgewerbemuseum im Bergpalais des Schlosses Pillnitz