Dann (2021) ist die Mozart-Gesamtaufnahme des Armida Quartetts vollendet. Wir hatten die vier Streicher bereits mehrfach im Konzert erlebt und zuletzt die CD »Magna Fuga« rezensiert (https://neuemusikalischeblaetter.com/2017/07/18/cd-des-monats-armida-quartett-fuga-magna/). Nun wurde es Zeit, die neueste Erscheinung, Teil 2 der Mozart-Ausgabe, unter die »Hörlupe« zu nehmen:
Dem originalen Mozart auf der Spur
Armida Quartett legt zweite CD einer Gesamtaufnahme vor
Das 2006 in Berlin gegründete und bereits preisgekrönte »ARMIDA Quartett« – Martin Funda und Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Violoncello) – sorgt mit seiner Einspielung von Streichquartetten Mozarts sogar bei vermeintlichen Kennern für Neugier und Begeisterung. Denn mit dieser Wiedergabe beginnt ein Nachdenken nicht nur über Stilistik, vielmehr brachte dabei Wolf-Dieter Seiffert, Geschäftsführer des Henle Verlages, seine Erfahrungen über Details unterschiedlicher Notation zwischen Originalhandschriften, Abschriften und Druckausgaben ein, was bei einigen Sätzen von großer Bedeutung ist.
Doch das nur als Vorbemerkung zu dieser vom Bayrischen Rundfunk edierten Wiedergabe. Beginnend mit dem Streichquartett Nr. 1 G- Dur KV 80, vom 14- jährigen komponiert während der Italienreise mit seinem Vater beim Aufenthalt in der Bischofsstadt Lodi. Er baut damit eine Brücke zwischen dem noch aktuellen Formkanon der Triosonate hin zum Finale mit einem Rondo der neuen Zeit. Stilistisch dort angekommen widmet Mozart 1784 sechs Quartette Joseph Haydn, wovon das Jagdquartett B-Dur KV 458 vom ARMIDA Quartett interpretiert beredtes Zeugnis ablegt. Die einzelnen Instrumente erhalten solistische Funktionen, voran das Cello neben den anderen: Hornmotive im Allegro, ein Menuett mit Trio feiert seinen Einstand. Nach melodisch intensivem Adagio schließt das Opus in der heiteren Grundstimmung des Kopfsatzes. 1785 schreibt Haydn zu Mozarts Vater: »Ich sage ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und den Nahmen kenne, er hat Geschmack, und über das die größte Composiotionswissenschaft.« So wird auf dieser CD die abschließende Wiedergabe des Streichquartetts D-Dur Nr. 20, KV 499 , zum Fazit alles Vorangegangenen. 1786, im Jahr der Uraufführung von »Le Nozze di Figaro«, vollendet und dem Wiener Verleger Franz Anton Hoffmeister gewidmet. Damit ist Mozart aus heutiger Sicht im kontrastreichen Formenkanon der Hochklassik vom Allegro über Menuett und Adagio bis hin zum lebhaften Finale angekommen und wird in dieser Lesart vom Quartett zum Nachdenken anregend interpretiert.
4. November 2019, Hans Lehmann
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